Künstliche Intelligenz

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Inhaltsverzeichnis

Anlass

In den Jahren 2014/2015 tauchten in den Medien wieder verstärkt Berichte über Roboter auf, die uns das Arbeitsleben erleichtern sollen - so wir denn daran teilnehmen dürfen und nicht als Mindestlöhner verheizt werden oder als HartzIV-Empfänger um jeden Euro betteln müssen.

Die Roboter sollen jetzt die Schutzkäfige verlassen und unmittelbar mit ihren menschlichen "Kollegen" interagieren. Oder sie sollen als Exo-Skelette deren Kraft und Ausdauer ins übermenschliche verstärken.

Diese Entwicklungen werden uns natürlich wieder als "künstliche Intelligenz" verkauft. Aber ist der Begriff Intelligenz hier überhaupt angebracht? Was ist dann natürliche Intelligenz? Müsste man nicht vielmehr von maschinelle Intelligenz sprechen, um das, was wir dort tun, angemessen zu beschreiben?

Frau Ladan Pooyan-Weihs, Digital-Ethikerin an der Hochschule Luzern spricht von "erweiterter Intelligenz". Das trifft die aktuelle Entwicklung gut: die unzähligen intelligenten Denkergebnisse unzähliger Menschen werden in algorithmischen Modellen aggregiert, um daraus neue gesampelte Denkergebnisse zu generieren. Ob sie uns inspirieren und unseren Horizont erweitern oder unser Welt-Wissen mit Bullshit-Müll immer mehr verwässern, wird sich zeigen.

Wie unsaubere Begriffe und Sprache zu falschen bzw. unrealistischen Sichtweisen auf künstliche Intelligenz führen, erörtert die folgende Arbeit Die Wirkkraft der Sprache auf die Wahrnehmung neuartiger Technologien, Tobias Kopp

Juni 2016: In den VDI-Nachrichten vom 3. Juni 2016 stoße ich auf einen Artikel "Freie Fahrt für Auto-Piloten". Herr Dobrint will die rechtlichen Rahmenbedingungen gemeinsam mit der Autoindustrie so definieren, dass Deutschland Nr. 1 bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge werden kann! Dazu sollen Algorithmen für Ethik entwickelt werden. Die sollen dem Fahrzeug ermöglichen, in zweifelhaften Situationen ethisch akzeptable Entscheidungen zu treffen (lieber die Oma oder das Schulkind umsäbeln - oder besser den Fahrer opfern?). Während bei Haustieren, die offensichtlich autonom und intelligent sind, immer der Besitzer haftet, sollen Fahrer eines autonomen Fahrzeug von der Haftung freigestellt werden. Das Auto ist dann rechtlich verantwortlich - was immer das heißen mag!

Thesen

  • intelligente Systeme und Intelligenz sind nicht das Gleiche: ist ein Virus intelligent oder ist es ein intelligentes System?
  • Voraussetzung für Intelligenz ist Autonomie: Ist ein ferngesteuerter Roboter wirklich "intelligent", ein autonomes Huhn dagegen "dumm"?
  • Ein Gehirn kann einen Computer simulieren - ein Computer kann kein Gehirn simulieren
  • Wenn ein Computer einen Menschen im Go-Spiel schlägt, ist das dann ein Zeichen für die Intelligenz des Computers oder für die Stupidität des Go-Spiels?
  • Vielleicht sollten wir Intelligenz nicht daran messen, wie schwer es einem Menschen fällt ein konkretes Problem zu lösen, sondern wie schwer es ist, eine Maschine zu bauen, die das gleiche Problem löst. Schach erfordert demnach weniger Intelligenz als die Fähigkeit auf zwei Beinen über unebenes Gelände zu laufen, ohne gegen den nächsten Baum zu stoßen.

Auch eine Form künstlicher Intelligenz: Enthält die Intelligenz vieler Autoren, übermittelt komplexe Informationen durch Sprache und beantwortet unzählige Fragen zu einer guten Lebensführung: Die Gutenberg-Bibel

Gutenberg Bibel

Korrektur

Die Thesen beruhen auf einer unzureichenden Abgrenzung zwischen den Begriffen "Intelligenz", "Denken", "Verstehen", "Vernunft" und "Bewusstsein".

Nach den aktuellen(2023) Erfolgen der KI-Techniker muss "Intelligenz" als Eigenschaft eines Systems möglicherweise anders definiert werden. Es scheint, als wäre sie übertragbar, und damit unabhängig von ihrem Ursprungssystem. Sie erfordert aber, dass das System Zugriff auf irgendeine externe Sammlung intelligenter Vorlagen hat, die es nutzen kann.

Das bedeutet "Intelligenz" auf die Fähigkeit zur Erzeugung intelligenter Antworten auf vorgegebene Fragen zu reduzieren. Es spielt dann keine Rolle, ob dass System in der Lage ist, sich selbst Fragen zu stellen, ob es in der Lage ist, eine Strategie zu entwickeln, um ein nicht beantwortbares Problem zu lösen oder ob es nur auf einen riesigen Fundus intelligenter Antworten zugreifen kann.

In diesem Sinne wäre künstliche Intelligenz heute möglich, hätte aber nichts mit Denken, Bewusstsein oder Vernunft zu tun.

Ein Vergleich: Die Strandbeester haben einen komplizierten Bewegungsablauf, der durch direkte mechanische Kopplung erfolgt. Die Entwicklung dieser Kopplung erfordert Intelligenz und wurde auf das System übertragen. Ist das System jetzt Intelligent?

Den gleichen Bewegungsablauf könnte man mit mehreren Motoren, Sensoren und einem Programm zur Steuerung und Regelung abbilden. Wäre dieses System intelligenter?

30 g Spatz

Haben Sie schon einmal einen kleinen Spatz beobachtet? 30 g wiegt er - und bewegt sich schnell und frei durch die Luft - hüpft auf dem Boden - streitet sich mit Kollegen - beobachtet andere Lebewesen - sucht nach Nahrung...


NATÜRLICHE INTELLIGENZ erfordert mehr als ein paar intelligente Algorithmen!

Wo beginnt künstliche Intelligenz?

Manche Wissenschaftler sehen sich bereits im Zeitalter der intelligenten Maschinen, wenn sie die Nervensysteme komplexer Lebewesen mit einem Automaten koppeln. Dabei lassen sich - entsprechende Sensorik vorausgesetzt - die Reaktionen eines Pantoffeltierchens auf seine Umgebung problemlos auf eine Maschine übertragen, die dann irgendwie intelligent aggiert - zumindest intelligenter und autonomer, als mit den komplizierten Computersimulationen für künstliche Intelligenz, die uns von Softwareideologen angepriesen werden. Ein Pantoffeltierchen ist aber hinsichtlich erforderlicher Hardware deutlich sparsamer als jeder heute verfügbare Supercomputer.

Quellen

Viele der Gedanken auf dieser Web-Site zu künstlicher Intelligenz, autonomen Maschinen und natürlichen Gehirnen scheinen auch andere zu teilen. Siehe hierzu z.B.

Was ist Denken?; Kurt Beiersdörfer (Hg.), 2003 Verlag Ferdinand Schöningh, Padaborn, ISBN:3506995189

Auch wenn einige der dort aufgeführten Beispiele aus Robotik und KI nicht mehr aktuell sind - die grundlegenden Gedanken gelten nach wie vor.

Ein interessanter Artikel über künstliche Intelligenz und ethische Fragen [1]


Kritik der künstlichen Vernunft

https://gi.de/fileadmin/RG/Rhein-Main/Vortraege/2018-02-15-Hoffmann_Paper.pdf

Menschliche und künstliche Intelligenz–ein kritischer Vergleich,Thomas Fuchs,Heidelberger Jahrbücher Online 6, 347-362, 2021

Resisting AI - Eine Streitschrift mit guten Argumenten gegen den Hype um KI

Risiken und Nebenwirkungen des aktuellen Hypes um künstliche Intelligenz Reinhard Messerschmidt, M.A., Wissenschaftlicher Referent Digitalisierung beim Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen

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