Wollknäuel

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Haben sie schon mal versucht, ein vollkommen verheddertes Wollknäuel zu entwirren, ohne den Faden zu zerstören?

Dieses Problem ist ein Beispiel für grundlegende Fragen unserer Wissenschaft.

Man kann das Knäuel mit raffinierten Maschinen analysieren, mit Computern simulieren und dann aus den Ergebnissen ableiten, wie es zu entwirren ist. Je verwoerrener das Knäuel aber ist, umso mehr Informationen sind hierfür notwendig - und umso mehr Zeit. Es dauert sehr lange, bis man die entsprechende Lösung abgeleitet hat und es ist keineswegs sicher, dass sie funktioniert. Vielleicht war die Oberflächenreibung des Fadens doch etwas höher als angenommen und ein paar Schlaufen ziehen sich beim Versuch, sie zu lösen, fest. Aus die Maus.

Eine andere, den Meisten von uns vertrautere Methode, ist die Nutzung des Zufalls. Man zupft ein wenig hier und ein wenig da. Dabei verändert man das Knäuel, lockert es und erhält Informationen über seinen Aufbau, Kräfte in den Schlingen und zu seinem Verhalten. Man kann gezielter weiter zupfen, bis man die ersten Schlingen löst, den Faden verfolgen kann und so Stück für Stück das Knäuel entwirrt. Die kombinierte Nutzung von Zufall und systematischer Überlegung führt dann in einer überschaubaren Zeit zu einer Lösung.

Mit zunehmendem Wissen über die Welt sammeln wir immer mehr Wollknäuel, die es zu entwirren gilt: Quantenmechanik, globale Klimaprozesse, Evolution, Entwicklung von Gesellschaften, Ökonomie - die Fragen und Problemstellungen nehmen exponentiell zu.

Und die Lösungen? Wissenschaft, Politik und Wirtschaft versuchen entweder, die Knoten mit immer mehr und aufwendigerer Forschung zu ergründen, im Glauben die ultimative Erklärung finden zu können - oder sie nehmen - wie einst Alexander - das Schwert. Die einen vergeuden unendlich viel Zeit und Ressourcen - die anderen zertören den Knoten. Aber beiden gelingt es nicht, den Knoten zu entwirren, ohne den Faden zu zerstören.

Das wird uns nur gelingen, wenn wir dem Zufall Raum geben. Wenn viele Menschen viele Dinge ausprobieren, von einander lernen und sich über die Ergebnisse ihrer Versuche austauschen. Wir wissen nicht wie diese Welt im einzelnen funktioniert. Aber wir können es an unendlich vielen Stellen ausprobieren und unsere Beobachtungen zusammentragen.

Dabei verändern wir die Knäuel - aber wir zerstören sie nicht!

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