Wie das Denken im Kopf entsteht
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In dem Buch beschriebt Pinker den Stand der Hirnforschung und erläutert plausibel einige Grundannahmen zu Funktionsweise des [[Gehirn und Computer|Gehirns]]. Dabei beschränkt er sich nicht auf Detailfragen der Sinneswahrnehmung oder der Motorik, sondern er behandelt auch Fragen nach dem Ursprung unserer Gefühle, unserer moralischen Empfindungen und unseres Denkens. Er nutzt die ganze Bandbreite heutiger Erkenntnisse: von den neurophysiologischen Vorgängen bis zur Evolutionsbiologie. Vehement (und mit einer Fülle von Argumenten) wendet er sich gegen sozialwissenschaftlichen und psychologischen Dogmen der 60er und 70er Jahre, nach denen Menschen [[Das unbeschriebene Blatt|unbeschriebene Blätter]] sind, denen alles Wollen und Können von der sie umgebenden Gesellschaft und Kultur eingepflanzt wird. Pinker zeigt, dass viele im Experiment überprüfbare Eigenschaften unseres Gehirns diesen Ideen widersprechen. Menschen besitzen nicht nur Instinkte wenn es um Sex, Aggression oder Jagd geht - sondern sie verfügen allem Anschein nach über viele weitere intuitive Fähigkeiten, die ihnen nicht erst beigebracht werden müssen: einen Sinn für Mengen und physikalische Effekte, einen Sinn für Psychologie und die Einschätzung von Menschen, einen Sinn für Rhythmus und Musik oder einen [[Prozesse und Muster|Sinn für Bilder und Formen]]. | In dem Buch beschriebt Pinker den Stand der Hirnforschung und erläutert plausibel einige Grundannahmen zu Funktionsweise des [[Gehirn und Computer|Gehirns]]. Dabei beschränkt er sich nicht auf Detailfragen der Sinneswahrnehmung oder der Motorik, sondern er behandelt auch Fragen nach dem Ursprung unserer Gefühle, unserer moralischen Empfindungen und unseres Denkens. Er nutzt die ganze Bandbreite heutiger Erkenntnisse: von den neurophysiologischen Vorgängen bis zur Evolutionsbiologie. Vehement (und mit einer Fülle von Argumenten) wendet er sich gegen sozialwissenschaftlichen und psychologischen Dogmen der 60er und 70er Jahre, nach denen Menschen [[Das unbeschriebene Blatt|unbeschriebene Blätter]] sind, denen alles Wollen und Können von der sie umgebenden Gesellschaft und Kultur eingepflanzt wird. Pinker zeigt, dass viele im Experiment überprüfbare Eigenschaften unseres Gehirns diesen Ideen widersprechen. Menschen besitzen nicht nur Instinkte wenn es um Sex, Aggression oder Jagd geht - sondern sie verfügen allem Anschein nach über viele weitere intuitive Fähigkeiten, die ihnen nicht erst beigebracht werden müssen: einen Sinn für Mengen und physikalische Effekte, einen Sinn für Psychologie und die Einschätzung von Menschen, einen Sinn für Rhythmus und Musik oder einen [[Prozesse und Muster|Sinn für Bilder und Formen]]. | ||
- | Nach Pinker hat gerade die ambitionierte Forschung auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz gezeigt, dass der Mensch bei seiner Geburt mehr sein muss, als eine leere Hardware, die durch die Erziehung mit der notwendigen Software gefüllt wird. Tatsächlich erfordert bereits die Wahrnehmung und das Lernen eines Neugeborenen unendlich viel Vorwissen, das in irgendeiner Form im Gehirn vorhanden sein muss: die Fähigkeit, Objekte von einem Hintergrund zu unterscheiden, Gesichter zu differenzieren, Töne zu strukturieren und [[bionische Bewegung|Bewegungsabläufe]] einzuüben. | + | Nach Pinker hat gerade die ambitionierte Forschung auf dem Gebiet der [[KI|künstlichen Intelligenz]] gezeigt, dass der Mensch bei seiner Geburt mehr sein muss, als eine leere Hardware, die durch die Erziehung mit der notwendigen Software gefüllt wird. Tatsächlich erfordert bereits die Wahrnehmung und das Lernen eines Neugeborenen unendlich viel Vorwissen, das in irgendeiner Form im Gehirn vorhanden sein muss: die Fähigkeit, Objekte von einem Hintergrund zu unterscheiden, Gesichter zu differenzieren, Töne zu strukturieren und [[bionische Bewegung|Bewegungsabläufe]] einzuüben. |
Pinker widerspricht auch der Vorstellung, man könne Menschen gegen ihre innere Natur beliebig formen: durch Erziehung, eine utopische Gesellschaftsform oder durch Konditionierung - und eckt damit bei allen an, die ihre Hoffnung auf den neuen Menschen setzen, der mit Hilfe einer noch zu installierenden [[Ideologiemaschinen|utopischen Gesellschaft]] gestaltet werden soll. | Pinker widerspricht auch der Vorstellung, man könne Menschen gegen ihre innere Natur beliebig formen: durch Erziehung, eine utopische Gesellschaftsform oder durch Konditionierung - und eckt damit bei allen an, die ihre Hoffnung auf den neuen Menschen setzen, der mit Hilfe einer noch zu installierenden [[Ideologiemaschinen|utopischen Gesellschaft]] gestaltet werden soll. |
Aktuelle Version vom 12:19, 23. Dez. 2024
Wie das Denken im Kopf entsteht ist ein Buch des Kognitionswissenschaftlers Steven+Pinker GoogleTM (1998 deutschsprachige Ausgabe, Kindler Verlag GmbH München, ISBN 3763248161)
In dem Buch beschriebt Pinker den Stand der Hirnforschung und erläutert plausibel einige Grundannahmen zu Funktionsweise des Gehirns. Dabei beschränkt er sich nicht auf Detailfragen der Sinneswahrnehmung oder der Motorik, sondern er behandelt auch Fragen nach dem Ursprung unserer Gefühle, unserer moralischen Empfindungen und unseres Denkens. Er nutzt die ganze Bandbreite heutiger Erkenntnisse: von den neurophysiologischen Vorgängen bis zur Evolutionsbiologie. Vehement (und mit einer Fülle von Argumenten) wendet er sich gegen sozialwissenschaftlichen und psychologischen Dogmen der 60er und 70er Jahre, nach denen Menschen unbeschriebene Blätter sind, denen alles Wollen und Können von der sie umgebenden Gesellschaft und Kultur eingepflanzt wird. Pinker zeigt, dass viele im Experiment überprüfbare Eigenschaften unseres Gehirns diesen Ideen widersprechen. Menschen besitzen nicht nur Instinkte wenn es um Sex, Aggression oder Jagd geht - sondern sie verfügen allem Anschein nach über viele weitere intuitive Fähigkeiten, die ihnen nicht erst beigebracht werden müssen: einen Sinn für Mengen und physikalische Effekte, einen Sinn für Psychologie und die Einschätzung von Menschen, einen Sinn für Rhythmus und Musik oder einen Sinn für Bilder und Formen.
Nach Pinker hat gerade die ambitionierte Forschung auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz gezeigt, dass der Mensch bei seiner Geburt mehr sein muss, als eine leere Hardware, die durch die Erziehung mit der notwendigen Software gefüllt wird. Tatsächlich erfordert bereits die Wahrnehmung und das Lernen eines Neugeborenen unendlich viel Vorwissen, das in irgendeiner Form im Gehirn vorhanden sein muss: die Fähigkeit, Objekte von einem Hintergrund zu unterscheiden, Gesichter zu differenzieren, Töne zu strukturieren und Bewegungsabläufe einzuüben.
Pinker widerspricht auch der Vorstellung, man könne Menschen gegen ihre innere Natur beliebig formen: durch Erziehung, eine utopische Gesellschaftsform oder durch Konditionierung - und eckt damit bei allen an, die ihre Hoffnung auf den neuen Menschen setzen, der mit Hilfe einer noch zu installierenden utopischen Gesellschaft gestaltet werden soll.