Komfortzone
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Die Forderung, mich doch bitte aus meiner Komfortzone zu begeben, begleitet mich nun schon seit bald 30 Jahren durchs Berufsleben. Allerlei Besserwisser- und Beratergesindel will uns weissmachen, Erfolg wäre immer mit Schmerz, Qual und Unbequemlichkeiten verbunden. Kein ergeiziger Manager tut es mehr unter einem Ironman oder einer 8tausender Besteigung.
Und natürlich fordert er die Bereitschaft zur Unbequemlichkeit auch von seinen Mitarbeitern. Nur das die keinen komfortablen Flug nach Nepal, 20 Sherpas fürs Gepäck oder einen Personal Trainer und ein superleichtes Carbonrad bekommen, sondern viel Arbeit in weniger Zeit für weniger Geld.
Schon in den 70er Jahren ging der Mythos vom gestressten Unternehmer, der frühzeitig an Herzinfarkt starb, durch die Medien. Tatsächlich starben bei weitem mehr Bauarbeiter vor einer gerechten Zeit.
Unsere Wirtschafts- und Politikelite plappert permanent von ihrer harten Arbeit, den noch zu erledigenden Hausaufgaben, dem Kampf, den es zu kämpfen gilt und eben der Komfortzone, die man verlassen müsse.
Nun hätte auch ich nichts gegen etwas Komfortverlust: mit dem Rad zur Arbeit, anstatt mit dem komfortablen SUV, 20 m² statt 120 m² Wohnfläche, selber Kochen statt Restaurant, Wandern statt Fliegen und Hülsenfrüchte statt Fleisch. Würde uns gut tun, unsere Ressourceneffizienz erheblich erhöhen und Raum für Neues schaffen. Aber das meinen die Herren und Damen nicht mit Komfortverlust. Den fordern sie dann doch lieber von Anderen, damit sie ihren persönlichen Komfort behalten.
Und schließlich: unsere Konsumgesellschaft lebt vom Versprechen, das Leben komfortabler zu machen. Komfortzuwachs ist einer der maßgeblichen Argumente für den technischen Fortschritt. Wenn der Kapitalismus die Menschen zum Verlassen der Komfortzone auffordert, schießt er sich selbst ins Knie - und das ist dann doch wieder eine gute Sache!
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