Dilemma der Statistik
Aus Wiki1
(Der Versionsvergleich bezieht 7 dazwischenliegende Versionen mit ein.) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
- | [[Der Hund der Eier legt|Statistik]] ist eine tolle Sache. Ohne einen Zusammenhang konkret zu verstehen, lässt er sich mit Hilfe der | + | [[Der Hund der Eier legt|Statistik]] ist eine tolle Sache. Ohne einen Zusammenhang konkret zu verstehen, lässt er sich mit Hilfe der Statistik mathematisch exakt beschreiben - im Rahmen der statistischen Ungenauigkeit. Denn die ist immer Teil der Lösung. Doch genau das führt zu einem Problem der Statistik: sie ermittelt Wahrscheinlichkeiten, keine [[Wissen|Gewissheiten]] - und die erfordern sich wiederholende Ereignisse, viele sich wiederholende Ereignisse. Je mehr der immer gleichen Ereignisse vorliegen, umso genauer werden die statistischen Ergebnisse. |
Und hier beginnt in der Regel der Streit um statistische Resultate. Wurden genügend Ereignisse betrachtet? Waren die Ereignisse im statistischen Sinne vergleichbar? | Und hier beginnt in der Regel der Streit um statistische Resultate. Wurden genügend Ereignisse betrachtet? Waren die Ereignisse im statistischen Sinne vergleichbar? | ||
Zeile 5: | Zeile 5: | ||
Wer aus statistischen Daten z.B. die Wahrscheinlichkeit einer Straftat prognostizieren will - wie es uns [[künstliche Intelligenz|KI]]-Experten versprechen - braucht viele Straftaten. Nur dann lässt sich ein signifikanter Zusammenhang herstellen. Ohne Straftaten keine statistische Erkenntnis. | Wer aus statistischen Daten z.B. die Wahrscheinlichkeit einer Straftat prognostizieren will - wie es uns [[künstliche Intelligenz|KI]]-Experten versprechen - braucht viele Straftaten. Nur dann lässt sich ein signifikanter Zusammenhang herstellen. Ohne Straftaten keine statistische Erkenntnis. | ||
- | + | Und da stecken wir mitten im Dilemma der Statistik: Wer Straftaten mittels Statistik erfolgreich verhindert, wird alsbald keine Daten mehr für seine Statistik haben! | |
- | Statistik funktioniert, wenn die untersuchten Zustände unabhängig von dieser Statistik sind. Ein Würfel wird nicht durch die Aufzeichnung der gewürfelten Ergebnisse beinflusst. Wenn die Ergebnisse der | + | Doch auch wenn wir - mit großer [[Algorithmen|mathematischer Kunstfertigkeit]] aus [[Daten und Macht|unendlichen Daten]] Erkenntnisse destillieren: der gefundene Zusammenhang spiegelt dann nur den aktuellen Zustand der Welt wieder. Er sagt nichts über Spielräume zur Veränderung oder Ursachen, die [[Wo beginnt Verantwortung|präventiv]] angegangen werden könnten. |
+ | |||
+ | Und noch ein Problem müssen wir bei der Nutzung von Statistiken beachten: | ||
+ | Statistik funktioniert, wenn die untersuchten Zustände unabhängig von dieser Statistik sind. Ein Würfel wird nicht durch die Aufzeichnung der gewürfelten Ergebnisse beinflusst. Wenn die Ergebnisse der Statistik aber Rückwirkungen auf die Zustände haben, die sie beschreiben - wie es bei Straftaten, [[Leben und Sterben in Zeiten von Corona|Gesundheitsvorsorge]], wirtschaftspolitischen Einschätzungen ("Stimmungsindex") oder politischen Strömungen der Fall ist - entsteht eine Rückkoppung. | ||
Dann wird die Statistik zu ihrer eigenen [[Ursache und Wirkung|Ursache]]. | Dann wird die Statistik zu ihrer eigenen [[Ursache und Wirkung|Ursache]]. | ||
+ | |||
[[Kategorie:Gesellschaft]][[Kategorie:Wissenschaft]] | [[Kategorie:Gesellschaft]][[Kategorie:Wissenschaft]] |
Aktuelle Version vom 18:06, 28. Apr. 2024
Statistik ist eine tolle Sache. Ohne einen Zusammenhang konkret zu verstehen, lässt er sich mit Hilfe der Statistik mathematisch exakt beschreiben - im Rahmen der statistischen Ungenauigkeit. Denn die ist immer Teil der Lösung. Doch genau das führt zu einem Problem der Statistik: sie ermittelt Wahrscheinlichkeiten, keine Gewissheiten - und die erfordern sich wiederholende Ereignisse, viele sich wiederholende Ereignisse. Je mehr der immer gleichen Ereignisse vorliegen, umso genauer werden die statistischen Ergebnisse.
Und hier beginnt in der Regel der Streit um statistische Resultate. Wurden genügend Ereignisse betrachtet? Waren die Ereignisse im statistischen Sinne vergleichbar?
Wer aus statistischen Daten z.B. die Wahrscheinlichkeit einer Straftat prognostizieren will - wie es uns KI-Experten versprechen - braucht viele Straftaten. Nur dann lässt sich ein signifikanter Zusammenhang herstellen. Ohne Straftaten keine statistische Erkenntnis.
Und da stecken wir mitten im Dilemma der Statistik: Wer Straftaten mittels Statistik erfolgreich verhindert, wird alsbald keine Daten mehr für seine Statistik haben!
Doch auch wenn wir - mit großer mathematischer Kunstfertigkeit aus unendlichen Daten Erkenntnisse destillieren: der gefundene Zusammenhang spiegelt dann nur den aktuellen Zustand der Welt wieder. Er sagt nichts über Spielräume zur Veränderung oder Ursachen, die präventiv angegangen werden könnten.
Und noch ein Problem müssen wir bei der Nutzung von Statistiken beachten: Statistik funktioniert, wenn die untersuchten Zustände unabhängig von dieser Statistik sind. Ein Würfel wird nicht durch die Aufzeichnung der gewürfelten Ergebnisse beinflusst. Wenn die Ergebnisse der Statistik aber Rückwirkungen auf die Zustände haben, die sie beschreiben - wie es bei Straftaten, Gesundheitsvorsorge, wirtschaftspolitischen Einschätzungen ("Stimmungsindex") oder politischen Strömungen der Fall ist - entsteht eine Rückkoppung.
Dann wird die Statistik zu ihrer eigenen Ursache.