Technischer Fortschritt

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Wer auf diesen Seiten herumstöbert, wird sich mit einer tiefen Skepsis gegenüber den [[10 leere Versprechen der Wissenschaft und Technik|Heilsversprechen]] des technischen Fortschritts konfrontiert sehen. Das liegt nicht an einer technikfeindlichen Grundhaltung oder mangelnden Kenntnissen und Erfahrungen. Viele von uns waren und sind technikbegeistert, können sich an der Ästetik einer schnurrenden Maschine erfreuen oder in Jubel ausbrechen, wenn ein Computerprogramm funktioniert. Was uns eint, ist die Erfahrung, dass die Versprechungen des technischen Fortschritts hohl sind, weil sie von Menschen abgegeben werden, deren primäres Interesse der eigene Erfolg ist - weil die echten, existenziellen Probleme der Menschen nur sehr begrenzt durch technische Hilfsmittel gelöst werden können - weil die [[Komplexität]] technischer Systeme während unserer eigenen Lebenszeit so explodiert ist, dass wir sie trotz bester Voraussetzungen nicht mehr verstehen.
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Wer auf diesen Seiten herumstöbert, wird sich mit einer tiefen Skepsis gegenüber den [[10 leere Versprechen der Wissenschaft und Technik|Heilsversprechen]] des technischen Fortschritts konfrontiert sehen. Das liegt nicht an einer technikfeindlichen Grundhaltung oder mangelnden Kenntnissen und Erfahrungen. Viele von uns waren und sind technikbegeistert, können sich an der Ästetik einer schnurrenden Maschine erfreuen oder in Jubel ausbrechen, wenn ein Computerprogramm funktioniert. Als Kinder sind wir den Dingen auf den Grund gegangen, haben Spielzeug zerlegt und neu "designed". Als Jugendliche haben wir an Fahrrädern, später Motorrädern oder Autos herumgeschraubt. Wir haben Computer entdeckt und das Internet erforscht und im Kleinen mitgestaltet.  
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Wir waren begeistert von der Atomenergie, die der Menschheit Glück und ewige Energieversorgung schenken sollte. Wir fieberten mit den ersten Astronauten auf dem Mond und [[Science Fiction oder Fantasy|träumten davon, ferne Welten zu erkunden]]. Wir konkurierten um MHz und GByte und wollten immer die beste Grafikkarte besitzen. Aber je näher wir den Grundlagen der Technik durch ernsthaftes Studium oder Ausbildung kamen, umso blasser wurden diese Glanzbilder, um schließlich in der Wirklichkeit des Arbeitsmarktes, der Wirtschaftsprozesse und des Zwangs zur Kapitalvermehrung endgültig zu verschwinden. Die wunderbare Welt der Technik entpuppte sich als eine endlose Fernsehserie mit dem immer gleichem Plott: Wow - wir haben was Neues! In 5 Jahren gibt's das auf dem Markt! ...naja vielleicht in 10 Jahren... naja - wir müssen eben noch mehr forschen...STILLE! Soviele Ideen, [[Frankenstein und Bildtelefon|versprochene technische Wunder]] sind in den vergangenen Jahrzehnten in der Versenkung der Geschichte verschwunden.
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Was uns eint, ist die Erfahrung, dass die Versprechungen des technischen Fortschritts hohl sind, weil sie von Menschen abgegeben werden, deren primäres Interesse der eigene (wirtschaftliche  und gesellschaftliche) Erfolg ist - weil die echten, existenziellen Probleme der Menschen nur sehr begrenzt durch technische Hilfsmittel gelöst werden können - weil die [[Komplexität]] technischer Systeme während unserer eigenen Lebenszeit so explodiert ist, dass wir sie trotz bester Voraussetzungen nicht mehr verstehen und schon garnicht steuern können.
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[[Kategorie:Mediawiki]]
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Technischer Fortschritt ist kein linearer Prozess. Er ist gekoppelt an lebendige Individuen mit all ihren Stärken und Schwächen. Eine ihrer Schwächen ist die [[Grenzen der Erkenntnis|begrenzte Lernfähigkeit]]. Wir lernen niemals durch Erfolg, sondern nur durch Misserfolg. Wer eine erfolgreiche Lösung findet tut in der Regel nur eins: er wiederholt sie, so oft es möglich ist. Innovationen und wirklich neue Lösungen entstehen erst, wenn wir durch Misserfolge angetrieben werden, diese zukünftig zu vermeiden. Wer das Optimum erreicht hat, ist tot. Leben heißt immer: [[Differenz|Abweichung vom Optimum]]. Nur so entsteht die Kraft und Notwendigkeit zur Veränderung.
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[[Kategorie:Technik]]
[[Kategorie:Technik]]

Aktuelle Version vom 17:27, 14. Dez. 2020

Wer auf diesen Seiten herumstöbert, wird sich mit einer tiefen Skepsis gegenüber den Heilsversprechen des technischen Fortschritts konfrontiert sehen. Das liegt nicht an einer technikfeindlichen Grundhaltung oder mangelnden Kenntnissen und Erfahrungen. Viele von uns waren und sind technikbegeistert, können sich an der Ästetik einer schnurrenden Maschine erfreuen oder in Jubel ausbrechen, wenn ein Computerprogramm funktioniert. Als Kinder sind wir den Dingen auf den Grund gegangen, haben Spielzeug zerlegt und neu "designed". Als Jugendliche haben wir an Fahrrädern, später Motorrädern oder Autos herumgeschraubt. Wir haben Computer entdeckt und das Internet erforscht und im Kleinen mitgestaltet.

Wir waren begeistert von der Atomenergie, die der Menschheit Glück und ewige Energieversorgung schenken sollte. Wir fieberten mit den ersten Astronauten auf dem Mond und träumten davon, ferne Welten zu erkunden. Wir konkurierten um MHz und GByte und wollten immer die beste Grafikkarte besitzen. Aber je näher wir den Grundlagen der Technik durch ernsthaftes Studium oder Ausbildung kamen, umso blasser wurden diese Glanzbilder, um schließlich in der Wirklichkeit des Arbeitsmarktes, der Wirtschaftsprozesse und des Zwangs zur Kapitalvermehrung endgültig zu verschwinden. Die wunderbare Welt der Technik entpuppte sich als eine endlose Fernsehserie mit dem immer gleichem Plott: Wow - wir haben was Neues! In 5 Jahren gibt's das auf dem Markt! ...naja vielleicht in 10 Jahren... naja - wir müssen eben noch mehr forschen...STILLE! Soviele Ideen, versprochene technische Wunder sind in den vergangenen Jahrzehnten in der Versenkung der Geschichte verschwunden.

Was uns eint, ist die Erfahrung, dass die Versprechungen des technischen Fortschritts hohl sind, weil sie von Menschen abgegeben werden, deren primäres Interesse der eigene (wirtschaftliche und gesellschaftliche) Erfolg ist - weil die echten, existenziellen Probleme der Menschen nur sehr begrenzt durch technische Hilfsmittel gelöst werden können - weil die Komplexität technischer Systeme während unserer eigenen Lebenszeit so explodiert ist, dass wir sie trotz bester Voraussetzungen nicht mehr verstehen und schon garnicht steuern können.

Technischer Fortschritt ist kein linearer Prozess. Er ist gekoppelt an lebendige Individuen mit all ihren Stärken und Schwächen. Eine ihrer Schwächen ist die begrenzte Lernfähigkeit. Wir lernen niemals durch Erfolg, sondern nur durch Misserfolg. Wer eine erfolgreiche Lösung findet tut in der Regel nur eins: er wiederholt sie, so oft es möglich ist. Innovationen und wirklich neue Lösungen entstehen erst, wenn wir durch Misserfolge angetrieben werden, diese zukünftig zu vermeiden. Wer das Optimum erreicht hat, ist tot. Leben heißt immer: Abweichung vom Optimum. Nur so entsteht die Kraft und Notwendigkeit zur Veränderung.


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