Technik und Evolution

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Zitat: "Wenn wir an Zukunft denken, dann denken wir fast 
immer an technischen Fortschritt. Matthias Horx 
bietet eine völlig neue  Erklärung dafür, wie 
dieser Fortschritt entsteht. Denn Technik entwickelt  
sich nicht planmäßig und linear, sondern nach den  
eigenständigen Gesetzen der Evolution. Wir Menschen 
spielen dabei eine entscheidende Rolle. Unsere 
individuellen und kollektiven Bedürfnisse, Erwartungen 
und Ängste beeinflussen die Entwicklung der Technik. 
Wenn wir diesen evolutionären Prozess verstehen, können 
wir bereits heute die Technik von morgen voraussagen 
und den Zukunftsprozess auf neue Weise steuern." 

Campus Verlag, Ankündigung des Buches "Technolution" von Matthias Horx


Wenn Technik und Evolution in einem Atemzug genannt werden, ist Vorsicht angebracht. Häufig zeigt sich, dass da einer sehr schlampig mit Begriffen umgeht und eigentlich nichts verstanden hat. Evolution als Theorie, wie sie zur Erklärung der Entwicklung des Lebens auf diesem Planeten herangezogen wird, lässt sich nämlich nicht auf die generelle Entwicklung der Technik übertragen - genauso wenig wie auf die Entwicklung menschlicher Gesellschaften oder auf die Entwicklung von Unternehmen. Evolutionäre Prozesse setzen immer ein autonomes Objekt voraus, dessen Eigenschaften und Baupläne im Objekt selbst verankert sind und das in der Lage ist, sich selbst zu kopieren.

Dies ist aber weder für technische Objekte noch für Gesellschaften und Unternehmen gültig: die "Baupläne" eines technischen Artefakts sind immer außerhalb hinterlegt; Gesellschaften und Unternehmen können sich nicht selbst kopieren. Damit ist die Idee der Evolution in diesen Bereichen nur mit Vorsicht anwendbar. Mögliche - und bereits erprobte - Anwendungen in der Technik sind Algorithmen zur Optimierung von technischen Objekten. Hierbei muss zunächst der technische Gegenstand als Modell beschrieben werden. Dies kann "virtuell" als Computermodell oder durch ein reales Modell geschehen. Die für die Optimierung wichtigen Eigenschaften des Modells müssen definiert und variiert werden können. Schließlich müssen Festlegungen für den "Erfolg" definiert werden. Sie entscheiden, ob eine Variante des Modells "überlebt" oder "ausstirbt". Der eigentliche Evolutionsprozess besteht dann darin, Kopien des Modells mit geringfügiger Variation der definierten Eigenschaften zu erzeugen und jede Kopie auf die Erfolgskriterien hin zu überprüfen. Besteht eine Kopie die Prüfung, wird aus ihr die nächste "Generation" erzeugt - besteht sie die Prüfung nicht, endet diese Entwicklungslinie. Auf diese Weise lassen sich technische Systeme optimieren, auch wenn sie nicht exakt mathematisch-physikalisch beschrieben werden können.

Für einzelne technische Fragestellung ist dies immerhin möglich, wenn Eigenschaften und klare Kriterien für "Erfolg" definiert werden können. Für den technischen "Fortschritt" innerhalb der menschlichen Gesellschaft sind aber weder Eigenschaften noch Erfolgskriterien definierbar. Diese sind durch die Gesellschaft und die Eigenschaften der Individuen festgelegt und damit primär eine Frage der Kultur und der menschlichen Evolution. Sie sind permanenten Änderungen unterworfen und sind auf komplexe Weise mit der Kultur und der Biologie des Menschen verwoben. Eine "gezielte" Steuerung des technischen Fortschritts ist ebenso absurd wie die gezielte genetische "Verbesserung" des Menschen.

Mit "Evolution" in der Technik, Gesellschaft oder Wirtschaft ist denn meist auch nur ein "langsamer Veränderungsprozess" gemeint. Mit dem Evolutionsprozess der Entwicklung des Lebens auf der Erde hat das aber nichts zu tun - eher schon mit der stetigen Veränderung einer Landschaft durch Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen. Wer im technischen Fortschritt evolutionäre Prozesse wirken sieht, verwechselt die Landschaft mit den Lebewesen.

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