Serviceroboter VDI Nachrichten 2007 - Oktober - 12

Aus Wiki1

Wechseln zu: Navigation, Suche

Kommentar zum Artikel "Serviceroboter erobern den heimischen Herd"

Dieser Kommentar nimmt Bezug auf einen Artikel in den VDI-Nachrichten vom 12. Oktober 2007 [1]

Der Artikel liefert Einblicke in die gegenwärtige Entwicklung der Robotertechnik. Beschrieben werden Beispiele für Serviceroboter, die im Haushalt und für die Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen eingesetzt werden können. Roboter sollen, so der Tenor des Artikels, uns schon bald beim Spülen und Putzen helfen, für uns einkaufen und pflegebedürftige Menschen versorgen. In einer Randbemerkung wird darauf hingewiesen, dass gerade in den westlichen Industrieländern die Akzeptanz für "helfende" Maschinen nicht besonders groß ist. Auch ein kleiner Vermerk über die Tatsache, dass die überwiegende Roboterforschung durch militärische Auftraggeber gefördert wird, fehlt nicht.

Ansonsten ist der Artikel vom altbekannten Technikoptimismus getragen. Viele Behauptungen kommen geradewegs aus den Marketingabteilungen der zuständigen Forschungseinrichtungen oder Unternehmen: Roboter werden im Haushalt helfen, unterstützen Behinderte und erledigen für uns gefährliche Arbeiten. Ach wie schön - und ach wie neu!

Als gäbe es nicht auch heute schon eine Vielzahl von technischen Hilfsmitteln, die das Arbeiten sicherer machten, würden Unternehmen in diese Technik investieren. Die Realität sieht aber völlig anders aus. Der überwiegende Teil der Menschheit ackert nach wie vor im Schweiße seines Angesichts und unter Einsatz von Leben und Gesundheit. Und viele sind froh, dass sie ackern dürfen - würde ihnen doch ansonsten auch der letzte Funken Selbstachtung genommen. Vielleicht wäre es angebrachter, einen respektvolleren Umgang mit "Billigarbeitern" anzustreben, als diese Menschen durch Roboter ersetzen zu wollen.

Ein Menschenleben ist in unserer globalisierten Welt noch für lange Zeit billiger, als jede Maschine. Und dort, wo es nicht billiger ist, würden Serviceroboter das Heer der "Unqualifizierten" noch vergrößern. Die im Artikel beschriebenen Einsatzfälle sind deshalb auch weit weg von einem konkreten Nutzen. Sie sind entweder Luxus für die besseren Drittel der reichen Industrieländer oder erlauben es Staaten, den Faktor "Mensch" aus vielen hoheitlichen Aufgaben zu entfernen: Schutz, Überwachung und Zerstörung dürften die zukünftigen Hauptaufgaben von "Service"-Robotern sein.

Der Artikel zeigt eines deutlich: wirkliche Probleme, das reale Leben der Menschen spielt bei der Entwicklung solcher Techniken bestenfalls für's Marketing eine Rolle. Die Zitate aus den Forschungslabors belegen eine große Distanz zwischen Forschern und realen Menschen. Besonders bedenklich ist die naive Vorstellung, Roboter für die vielen kleinen Handreichungen im Alltag einsetzen zu wollen. Dies mag für autistische Eliteforscher ein sinnvolles Einsatzszenario sein - für normale Menschen sind diese verachteten Tätigkeiten notwendige Basis für soziales Miteinander.

Wenn davon die Rede ist, dass in Japan Roboter als "Partner" angesehen werden (Tamagochi lässt grüßen), dann sagt das viel über die Japanische Kultur aber wenig über die Zukunft von Robotern. Menschen sind soziale Wesen und benötigen soziale Kontakte.

Viele Forscher können dem Drang, jede Nische des menschlichen Daseins mit technischen Objekten zu füllen, nicht widerstehen. Dabei scheint sich dieser Drang aber mehr aus einem unreflektierten "Spieltrieb" heraus zu speisen, als aus den wirklichen Herausforderungen menschlichen Daseins.

Man kann also nur hoffen, dass die "Visionen" der Roboterentwicklung eine ähnliche Wendung nehmen werden, wie die der Atomforscher in den 50iger Jahren. Die sahen in jeder Wohnung, in jedem Flugzeug oder Auto ein kleines Atomkraftwerk als Energielieferanten. Am Ende mussten auch sie die Rettung der Welt und das verkünden des Paradieses Anderen überlassen.

Siehe auch:

Wissenschaft und Anmaßung

http://www.ipa.fraunhofer.de

http://www.honda.com

http://www.anybots.com

http://www.irobot.com

Persönliche Werkzeuge