Offener Brief an besorgte Bürger

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Chantal Schumpeter (Diskussion | Beiträge)
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Version vom 18:17, 31. Aug. 2018

Liebe besorgte Bürger,

seit bald 3 Jahren seit ihr in aller Munde. Die Zeitungen berichten über euch und eure Sorgen, die man ernst nehmen müsse. Die Politiker beteuern, wie ernst sie eure Sorgen nehmen und in Talkshows werden eure Sorgen in allen verbalen Varianten mit ernster Mine aufbereitet.

Aber bei all dem Geschreibe und Gerede ist mir auch heute noch nicht klar, was denn nun eure Sorgen sind? Denn am Ende des Tages geht's immer um Flüchtlinge, Migranten und Integration. Aber sind das wirklich eure Sorgen? Das Menschen in anderen Sprachen sprechen, dass Menschen sich anders Kleiden und andere Dinge essen? Macht ihr euch Sorgen um Mädchen mit Kopftuch, um Männer mit Bärten?

Oder läuft hier etwas in eine völlig falsche Richtung? Was macht euch wirklich Sorgen? Wovor habt ihr Angst?

Habt ihr Angst vor Verbrechen, davor, dass euch eure Habseeligkeiten gestohlen werden, ihr verprügelt oder gemeuchelt werdet? Wäre es da nicht sinnvoll, genau darüber zu sprechen: wie die Gesellschaft euch besser schützen kann? Ob vielleicht echte Polizisten als lokale Kümmerer mehr bringen als annonyme Videokameras und digitale Überwachung. Stattdessen diskutiert ihr über Fremde, von denen man ja nicht genau wisse, ob sie vielleicht Mörder oder Räuber, Vergewaltiger oder Betrüger seien - und verlangt, dass sie euch mit ihrer Fremdheit gefälligst in Ruhe lassen.

Habt ihr Angst vor Terrorismus, davor, dass man euch beim Ausflug in die Stadt in die Luft sprengt? Dann sollten wir mal erörtern, welche Möglichkeiten eine Gesellschaft überhaupt hat, sich vor gewalttätigen Minderheiten zu schützen, ohne die eigenen Bürger zu drangsalieren.

Stattdessen fordert ihr die Ausweisung von Allen und Jedem, wenn nur euer ressentimentgefärbtes Bierbauchgefühl Gefahr wittert.

Ihr habt Angst vor Globalisierung, davor dass sich Reichtum ungebremst konzentriert und immer mehr Geld aus unserem Gemeinwesen in Steueroasen verschwindet? Davor euren Arbeitsplatz zu verlieren, weil euer Unternehmen dicht macht und ins Ausland abwandert? Vielleicht solltet ihr dann mal darüber diskutieren, wie wir diesen Geldabfluss begrenzen können, wie wir die Reichen unserer Gesellschaft angemessen an den Kosten unseres Gemeinwesens beteiligen, von dem sie schließlich mehr als alle anderen profitieren.

Stattdessen ereifern wir uns über polnische Altenpflegerinnen, die zu viel Kindergeld bekommen und neiden den Armen dieser Gesellschaft das Bisschen würdeloser Unterstützung, das wir ihnen widerstrebend zu kommen lassen.

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