Kulanz in Zeiten der Technokraten

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Maschinen kennen keine Kulanz. Sie tun, was sie tun müssen. Technokraten versuchen, unsere Gesellschaft, unsere Unternehmen, unsere Behörden wie Maschinen zu konstruieren und zu handhaben. Man faselt stolz von Sicherheitsarchitektur, von "technischer" Umsetzung des Steuerrechts von Organisationsprozessen und Stellschrauben.

Aber diese Institutionen sind keine Maschinen. Sie sind soziale, hochkomplexe Systeme mit unendlich vielen Freiheitsgraden. Sie funktionieren, weil sie flexibel sind, weil ihre kleinsten Elemente - Menschen - eben keinen starren Regeln folgen, sondern auch 5 gerade sein lassen. Unsere Gesellschaften brauchen Kulanz, sonst werden sie knirschend zum Stillstand kommen. Sie müssen auf allen Ebenen Möglichkeiten schaffen, die eigenen Interessen zurück zu stellen, ohne die eigene Existenz zu gefährden.


Not my Job

Prozessorientierte Technokraten verweisen gerne auf die Grenzen ihrer Zuständigkeit. Die Idee des "über den Tellerrand" schauen ist ihnen fremd und erscheint ihnen anmaßend. Dabei ist es genau dieser Weit- und Überblick, verbunden mit der Kulanz auch mal über die eigenen Zuständigkeiten hinaus zu entscheiden und zu handeln, die menschliches Zusammenleben erst möglich macht. Wenn wir uns peinlich genau an unsere Zuständigkeitsgrenzen halten, wird unsere Zivilisation schneller zum knirschenden Stillstand kommen, als viele vermuten.

Ein krasses Beispiel der "Not my Job"-Haltung zeigt das offizielle Deutschland 2023 im Zusammenhang mit dem gnadenlosen Hamas-überfall auf Israel und der brutalen israelischen Antwort darauf. Während auf allen offiziellen Kanälen die Solidarität und das Mitgefühl mit Israel bekundet wurde, diskreditierte man das Mitgefühl und den Beistand zur palästinensischen Zivilbevölkerung sofort als Anti-Semitisch.

Deutsche Politiker und fast alle Medien verwiesen auf die deutsche Staatsraison und stellten klar, man sei für die palästinensischen Zivilopfer nicht zuständig. "Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an die HAMAS!" war allgemeiner Tenor in öffentlichen Bekundungen und Talkshows.

Deutschland hat auch im 21. Jahrhundert noch nicht verstanden, dass der Wahnsinn und Ausnahmecharakter des Nationalsozialismus nicht im "Anit-Semitismus" begründet ist, sondern in der bürokratischen Unmenschlichkeit gegenüber wehrlosen Minderheiten - ganz gleich, um welche Minderheit es sich dabei handelt: Flüchtlinge, Moslems, Juden, Christen, Sinti und Roma, Obdachlose ...

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