Kognitives Spiegelbild

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Es ist eine populäre Annahme, dass der Besitz eines Bewußtseins mit der Fähigkeit einhergeht, sein eigenes Spiegelbild als solches erkennen zu können - und nicht etwa als das Bild eines anderen Individuums. Nach diesem Kriterium würden einige Primaten und Delphine über ein Bewußtsein verfügen, Hühner dagegen nicht.

Vielleicht ist die Fähigkeit, sein Spiegelbild als solches zu erkennen aber auch nur in unserer Fähigkeit begründet, andere Lebewesen und uns selbst sehr differenziert wahrnehmen zu können - oder in der Fähigkeit, uns in andere Wesen einzufühlen. Es erscheint mir in jedem Fall abwegig, Tieren mit einem zentralen Nervensystem, die vollkommen autonom in einer dynamischen Umgebung existieren, ihre Kinder großziehen und selbstständige Entscheidungen treffen, Bewußtsein abzusprechen. Möglicherweise ist das Bewußtsein über sich selbst eingeschränkt - aber mit Sicherheit dürften diese Tiere (auch ein Huhn) über ein Gefühl für den eigenen Körper verfügen, über die Fähigkeit Schmerzen und Freude zu empfinden als positive und negative Färbung ihrer Wahrnehmung, die ihnen hilft Entscheidungen zu treffen und sich auf das für sie Wesentliche zu konzentrieren. Ein Huhn ist kein Zombie! ...und auch bei einem Huhn ist Schlaf etwas Anderes als Wachsein.

Ich glaube, dass unsere Reaktionen auf einen sprechenden Roboter denen eines Huhns beim Anblick eines Spiegelbildes ähneln. Wir glauben, es mit einem eigenständigen, intelligenten Wesen zu tun zu haben, obwohl es sich lediglich um eine Maschine handelt, die unsere kognitiven Sprachfähigkeiten spiegelt. Unsere kognitive Blindheit gegenüber diesem "Spiegelbild" unseres Geistes hat Joseph Weizenbaum anschaulich mit seinem Programm "Eliza" provoziert.

Vielleicht ist das die nächst höhere Stufe des Bewusstseins: Die Fähigkeit, eine Intelligenz simulierende Maschine nicht mit einem intelligenten Wesen zu verwechseln.

Künstliche Intelligenz oder intelligente Simulation

Viele Protagonisten und Marktschreier der Roboterforschung sehen schon das Zeitalter der intelligenten Maschinen heranziehen, in dem Maschinen den Menschen überflügeln. Dabei verwechseln sie den "Schauspieler" mit seiner Rolle. Die heutigen KI-Generatoren und Roboter sind nichts weiter als Simulationsmaschinen, die menschliche Äusserungen und Verhaltensweisen - über die reine Immitation hinaus - simulieren können. Damit gleichen sie aber bestenfalls Schauspielern, die streng nach Drehbuch und Anweisungen des Regisseurs andere Persönlichkeiten simulieren. Jenseits ihrer programmierten Rolle sind sie nur Maschinen.

Persönliche Werkzeuge