Ingenieur und Verantwortung

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Version vom 15:59, 10. Okt. 2007

Wenn von der Verantwortung des Ingenieurs die Rede ist, wird die Sache gerne "systematisch" angegangen. Zunächst differnziert man die Frage bis zur Unkenntlichkeit: Führungsethik, Unternehmensethik, individuelle Ethik, religiöse Ethik, Systemethik und Wischi-Waschi Ethik.

Nach dem man die Frage ausreichend vernebelt hat, zerstäubt man sie mit allgemeinen Bullshitphrasen wie der folgenden: "Treibhauseffekt, Ozonloch, Kriege, Wasserverschmutzung, Armut und Hunger sind nur einige Themen, die heute viele Menschen bewegen. Dabei (ist) es nicht so wichtig, nachzuforschen, wer für die Probleme verantwortlich ist,..., sondern wer Lösungen anbieten kann." (Zitat Dr. Kurt Detzer, Landesvertreter Bayern des VDI, nach VDI nachrichten, München, 28.3.02) - dafür, dass Herr Detzer nicht auch noch das Wort "Themen" durch "Herausforderungen" ersetzt hat, sei er ausdrücklich gelobt.

Nach dieser Behandlung sind alle ethischen Fragen beseitigt. Ingenieur sind nur dann unethisch, wenn sie keine Lösung parat haben.

Das manche Probleme vielleicht garnicht wirklich und andere dafür umso endgültiger gelöst werden, wissen wir nicht erst, seid dem Ingenieure aller Art fleißig und "verantwortungsvoll" die technischen Fragestellung zur Vernichtung von Millionen Menschen im Namen Hitlers bearbeitet haben. Von der anspruchsvollen Logistik, der notwendigen Gebäude- und Infrastruktur bis hin zu den benötigten Betriebsmitteln haben auch Ingenieure intensiv am Aufbau und am Betrieb deutscher Konzentrationslager mitgearbeitet.

Da wirkt es schon etwas schwach, sich auf "Führungsethik" oder "Systemethik" zurück zu ziehen.

Und verstellt uns die Suche nach technischen Lösungen nicht oft den Blick auf die wirklichen Zusammenhänge und damit auf eine tragfägige, nicht notwendigerweise technische Lösung?

Vielleicht würde es genügen, wenn man sich als Ingenieur gelegentlich eine einfache Frage stellen und ehrlich beantworten würde: Nehmen wir an, als Folge der Arbeiten, an der der Ingenieur beteiligt ist, käme sein eigenes Kind (oder, falls kinderlos, ein geliebter Mensch) zu Schaden - würde der Ingenieur ruhigen Gewissens sagen können, es sei Schicksal gewesen, dessen Beeinflussung ausserhalb seiner Möglichkeiten lag?


siehe auch Ist Technik böse?

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