Fleisch ist mein Gemüse

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Ich habe mit 16 Jahren Verspätung das Buch "[https://de.wikipedia.org/wiki/Fleisch_ist_mein_Gem%C3%BCse_(Roman) Fleisch ist mein Gemüse]" von Heinz Strunk gelesen. Selbst in den 70ger und 80ger Jahren in der deutschen Provinz sozialisiert, hatte ich Angst vor diesem Buch. Wie sich herausstellte, nicht unbegründet.  
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Ich habe mit 16 Jahren Verspätung das Buch "[https://de.wikipedia.org/wiki/Fleisch_ist_mein_Gem%C3%BCse_(Roman) Fleisch ist mein Gemüse]" von [https://heinzstrunk.de/ Heinz Strunk] gelesen. Selbst in den 70ger und 80ger Jahren in der deutschen Provinz sozialisiert, hatte ich Angst vor diesem Buch. Wie sich herausstellte, nicht unbegründet. Nein - dieses Buch ist nicht lustig. Es war ein Horrortrip in die bundesdeutsche Vergangenheit. In die Zeit von Helmut Kohl, von Airfix-Fugzeugmodellen, von C64 und Attari, von Grilltellern und Ouzo im griechischen Imbiss, von BAB und Bots, von Diskos in evangelischen Gemeindehäusern, von vergeigten Treffen mit jungen Frauen, von einem alten Opel Kadett.
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Das Buch hat mich ähnlich bewegt, wie "Ausweitung der Kampfzone" von Michel Houellebecq.
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Es ist eines dieser wichtigen Bücher, die den Kriechkeller unserer Wirklichkeit ausleuchten und uns auf die verstaubten Ecken unseres Lebens aufmerksam machen. Sie öffnen die Türen zu den Zimmern unserer Wohnung, die wir den Gästen normalerweise verwehren - weil dort nicht aufgeräumt wurde oder gar eine Leiche unterm Sofa liegt. Sie relativieren die Großartigkeit der menschlichen Existenz, den [[technischen und kulturellen Fortschritt|technischer Fortschritt]] und unsere vermeintlich [[Smarte neue Welt|goldene Zukunft]] und zwingen uns, das ganze Bild zu sehen.
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Und sie bestätigen, dass man mit dem Unbehagen an diesen Hochglanzbildern nicht ganz falsch liegt.
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Raus aus der Duldungsstarre,
 
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raus aus dem Low-Life,
 
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Nie wieder Warm-Up,
 
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für immer Konfetti
 
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Heinz Strunk, Sanky Panky Boy 2020
 

Version vom 10:02, 30. Dez. 2020

Ich habe mit 16 Jahren Verspätung das Buch "Fleisch ist mein Gemüse" von Heinz Strunk gelesen. Selbst in den 70ger und 80ger Jahren in der deutschen Provinz sozialisiert, hatte ich Angst vor diesem Buch. Wie sich herausstellte, nicht unbegründet. Nein - dieses Buch ist nicht lustig. Es war ein Horrortrip in die bundesdeutsche Vergangenheit. In die Zeit von Helmut Kohl, von Airfix-Fugzeugmodellen, von C64 und Attari, von Grilltellern und Ouzo im griechischen Imbiss, von BAB und Bots, von Diskos in evangelischen Gemeindehäusern, von vergeigten Treffen mit jungen Frauen, von einem alten Opel Kadett.

Das Buch hat mich ähnlich bewegt, wie "Ausweitung der Kampfzone" von Michel Houellebecq.

Es ist eines dieser wichtigen Bücher, die den Kriechkeller unserer Wirklichkeit ausleuchten und uns auf die verstaubten Ecken unseres Lebens aufmerksam machen. Sie öffnen die Türen zu den Zimmern unserer Wohnung, die wir den Gästen normalerweise verwehren - weil dort nicht aufgeräumt wurde oder gar eine Leiche unterm Sofa liegt. Sie relativieren die Großartigkeit der menschlichen Existenz, den technischer Fortschritt und unsere vermeintlich goldene Zukunft und zwingen uns, das ganze Bild zu sehen.

Und sie bestätigen, dass man mit dem Unbehagen an diesen Hochglanzbildern nicht ganz falsch liegt.


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