Brunner John

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Oktober 2017: Ich bin in meinem Bücherregal auf ein Sience Fiction Buch aus dem Jahr 1978 gestoßen, das mich damals tief beeindruckt hat - und mich nach dem ersten Reinlesen immer noch beeindruckt: "Die Schafe blicken auf" von John Brunner.

In einer Collage aus Textschnipseln und Erzählsträngen wird die Zukunft unserer überbordenden Industriegesellschaften ausgebreitet. Plausibel bildet sich aus den Fragmenten das erschreckende Gesamtbild des ökologischen Niedergangs einer Industriegesellschaft. Die USA wird regiert von einem tumben Präsidenten - Mr. Prexy - der vor allem durch seine kurzen nationalistischen und bornierten Statements in Erscheinung tritt (Zitat Prexy: " Wenn das der Kerl ist, der sagt, uns bliebe der Sauerstoff weg, dann richten Sie ihm aus, ich habe keine Schwierigkeiten mit dem Atmen").

Mr. Trump mit seinen Twitterbotschaften wird hier vorweggenommen. Die Wirtschaftselite hat das Sagen und sorgt dafür, dass Umweltkatastrophen entweder unter den Teppich gekehrt oder medial befeuert Minderheiten (Neger), ausländischen Terrortruppen (den Tupamaros) oder ökologischen Aktivisten (den Trainisten) in die Schuhe geschoben werden.

Platzende Giftgasfässer, die in den 50iger Jahren vergraben wurden, führen zur Vergiftung von Grundwasser mit apokalyptischen Konsequenzen. Gegen alle Gifte resistente Würmer vernichten Ernten und aller Orten brechen alte Krankheiten aus, weil die Mikroben resistent gegen Antibotika geworden sind.

Trotzdem klammert sich die politische und wirtschaftliche Elite an den Traum vom "american way of life" und versucht ihn mit allen polizeilichen, militärischen und medialen Mitteln durchzusetzen. Die USA steuern blind gegenüber der eigenen Verantwortung ihrem selbstgewählten Niedergang zu. Und auch die, die sich wehren, das Unheil aufhalten wollen, verzetteln sich in Aktionismus und bomben zornig die eigenen hoffnungskündenden Helden fort. Der IS lässt grüßen.

Am Ende des Buches verkündet ein Informatiker, der jahrelang an einem digitalen Weltmodell gebastelt hat, in einer Talk-Show, er habe die ultimative Lösung für die akuten Probleme berechnet:

"...wir können innerhalb unserer Verhältnisse leben, statt im Zustand irreparabler Dauerschädigung wie im vergangenen halben Jahrhundert-, wenn wir die zweihundert Millionen steinreichsten und verschwenderischsten Exemplare unseres Geschlechts ausmerzen."

Die USA versinken in einem neuen Bürgerkrieg.

Die Entwicklung, die dieses Buch extrapoliert schien in den letzten Jahrzehnten ad absurdum geführt. Die Welt stand nicht am Abgrund, wir sterben nicht reihenweise an Thyphus, Cholera oder anderen Krankheiten und die Luft in unseren Städten ist sauber. Der Wald ist gerettet und die Wale auch...oder??

Vielleicht dauert alles ein bischen länger, aber in chinesischen Großstädten leiden mehr Menschen den je an Smog und Abgasen. An der Elfenbeinküste taucht Ebola - in Madagaskar die Pest auf. Europa wird von Terroranschlägen heimgesucht und die Vorstädte von London und Paris brennen. Die USA wenden sich in überbordender nationalistischer Borniertheit von der restlichen Welt ab und steigen aus den globalen klimapolitischen Vereinbarungen aus. Unzählige Flüchtlinge wandern auf unserer Erde, vertrieben durch klimatische Katastrophen, Kriege um Ressourcen und Boden, verarmt und geschunden durch Krankheiten und Hunger.

Ich empfehle allen Optimisten, sich dieses Buch einmal vorzunehmen und gewissenhaft zu prüfen, ob wir die dort skizzierten Probleme tatsächlich gemeistert haben.


https://de.richarddawkins.net/articles/glauben-ist-einfach-denken-nicht

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