Rationalität

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Rationalität ist ein Begriff, der in den Diskursen den modernen, technologisch geprägten Gesellschaften nicht weg zu denken ist.
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Rationalität ist ein Begriff, der in den Diskursen moderner, technologisch geprägter Gesellschaften nicht weg zu denken ist.
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Sie wird als selbstverständliche Grundlage sinnvollen Handelns und guter Entscheidungen betrachtet. Gemeint ist dabei immer ein vernunftgeleitetes, begründbares Denken, das auf logischen und [[Kausalität|kausalen Strukturen]] beruht und in [[Reden statt denken|Sprache]] oder [[1 und 1 ist 2|Mathematik]] vermittelt werden können.
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Sie wird als selbstverständliche Grundlage sinnvollen Handelns und guter Entscheidungen betrachtet. Gemeint ist dabei immer ein vernunftgeleitetes, begründbares Denken, das auf logischen und [[Kausalität|kausalen Strukturen]] und Argumentationsketten beruht, die in [[Reden statt denken|Sprache]] oder [[1 und 1 ist 2|Mathematik]] vermittelt werden können.
Entscheidungen und Handlungen, die sich nicht auf solche Art begründen lassen, die sich aus unbeschreiblichen Emotionen oder  Situationen ergeben werden als irrational und unvernünftig abgewertet.
Entscheidungen und Handlungen, die sich nicht auf solche Art begründen lassen, die sich aus unbeschreiblichen Emotionen oder  Situationen ergeben werden als irrational und unvernünftig abgewertet.
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Das hohe Lied auf die Rationalität ignoriert, dass sich unsere vermeintlich irrationalen Eigenschaften in langen evolutionären Prozessen entwickelt haben. Sie sind notwendig für uns als Lebewesen und Grundlage der menschlichen Vernunft. Und sie haben sich - ganz rational - entlang der physikalischen Gesetze der Wirklichkeit entwickelt und sich zusammen mit unserem Körper an sie angeschmiegt.  
Das hohe Lied auf die Rationalität ignoriert, dass sich unsere vermeintlich irrationalen Eigenschaften in langen evolutionären Prozessen entwickelt haben. Sie sind notwendig für uns als Lebewesen und Grundlage der menschlichen Vernunft. Und sie haben sich - ganz rational - entlang der physikalischen Gesetze der Wirklichkeit entwickelt und sich zusammen mit unserem Körper an sie angeschmiegt.  
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Das Irrationale im Menschen hat nichts Magisches. Es hat Gründe und ist Folge von Ursachen und Wechselwirkungen in uns und um uns. [[Radikalisieurng|Hass entsteht nicht einfach aus dem Nichts]]. Das Menschen hassen und lieben können wurde ihnen in die genetische Wiege gelegt.
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Das Irrationale im Menschen hat nichts Magisches. Es hat Gründe und ist Folge von Ursachen und Wechselwirkungen in uns und um uns. [[Radikalisierung|Hass entsteht nicht einfach aus dem Nichts]]. Das Menschen hassen und lieben können wurde ihnen in die genetische Wiege gelegt - nicht durch sprachliche Trainingsdaten, sondern durch die reale Welt mit ihren Wirkungen auf die unzähligen Proteine, aus denen wir bestehen.
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Es gab und gibt seit Anfang des 20. Jahrhunderts Menschen, die glauben die Welt besser machen zu können, wenn man die [[Wissenschaft und Anmaßung
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Es gab und gibt seit Anfang des 20. Jahrhunderts Menschen, die glauben die Welt besser machen zu können, wenn man die [[Wissenschaft und Anmaßung|Emotionen aus der Welt der Menschen entfernt]] - durch Züchtung, durch Genetik oder durch [[künstliche Intelligenz]]. Und immer wieder sollen Menschen selbst entfernt werden, wenn sie die "falschen" Emotionen haben.
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|Emotionen aus der Welt der Menschen entfernt]] - durch Züchtung, durch Genetik oder durch [[künstliche Intelligenz]]. Und immer wieder sollen Menschen selbst entfernt werden, wenn sie die "falschen" Emotionen haben.
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Um dies zu Begründen werden natürlich "rationale" Argumente herangezogen.  
Um dies zu Begründen werden natürlich "rationale" Argumente herangezogen.  
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https://www.spektrum.de/lexikon/philosophie/rationalitaet/1724
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Aktuelle Version vom 12:14, 28. Sep. 2024

Rationalität ist ein Begriff, der in den Diskursen moderner, technologisch geprägter Gesellschaften nicht weg zu denken ist. Sie wird als selbstverständliche Grundlage sinnvollen Handelns und guter Entscheidungen betrachtet. Gemeint ist dabei immer ein vernunftgeleitetes, begründbares Denken, das auf logischen und kausalen Strukturen und Argumentationsketten beruht, die in Sprache oder Mathematik vermittelt werden können.

Entscheidungen und Handlungen, die sich nicht auf solche Art begründen lassen, die sich aus unbeschreiblichen Emotionen oder Situationen ergeben werden als irrational und unvernünftig abgewertet.

Rationalität ist die Essenz menschlicher Vernunft. Bis in unsere Zeit war es Ziel der Wissenschaft, alles Irrationale aus ihren Gedankengebäuden zu entfernen, um den reinen Kristall der Wahrheit zu erhalten. Doch ist das Irrationale wirklich irrational? Kein Mensch kann leugnen, dass Emotionen sein Handeln und Denken beeinflussen. Sie sind so real wie die Gravitation oder elektromagnetische Kräfte. Ihre "Irrationalität" beruht lediglich darauf, dass wir bis heute keinen mathematisch-logischen Zugang zur Beschreibung dieser Phänomene gefunden haben. Emotionen können wir durch Musik, Filme und Poesie übertragen - aber wir können sie nicht in Kausalketten abbilden und erklären. Aber Emotionen, Phantasie und Träume sind die Grundlage unserer Vernunft, treiben sie an und geben ihre Richtung vor.

Ein Physiker wird ohne irrationale Gefühle für sein Fach (Begeisterung, Neugierde, Faszination) keinen vernünftigen physikalischen Gedanken entwickeln. Und ein Gewalttäter kann überlegt und rational Menschen auf bestialische Weise quälen.

Das hohe Lied auf die Rationalität ignoriert, dass sich unsere vermeintlich irrationalen Eigenschaften in langen evolutionären Prozessen entwickelt haben. Sie sind notwendig für uns als Lebewesen und Grundlage der menschlichen Vernunft. Und sie haben sich - ganz rational - entlang der physikalischen Gesetze der Wirklichkeit entwickelt und sich zusammen mit unserem Körper an sie angeschmiegt.

Das Irrationale im Menschen hat nichts Magisches. Es hat Gründe und ist Folge von Ursachen und Wechselwirkungen in uns und um uns. Hass entsteht nicht einfach aus dem Nichts. Das Menschen hassen und lieben können wurde ihnen in die genetische Wiege gelegt - nicht durch sprachliche Trainingsdaten, sondern durch die reale Welt mit ihren Wirkungen auf die unzähligen Proteine, aus denen wir bestehen.

Es gab und gibt seit Anfang des 20. Jahrhunderts Menschen, die glauben die Welt besser machen zu können, wenn man die Emotionen aus der Welt der Menschen entfernt - durch Züchtung, durch Genetik oder durch künstliche Intelligenz. Und immer wieder sollen Menschen selbst entfernt werden, wenn sie die "falschen" Emotionen haben.

Um dies zu Begründen werden natürlich "rationale" Argumente herangezogen.

Link

https://www.spektrum.de/lexikon/philosophie/rationalitaet/1724

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