Kahneman Daniel

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[https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Kahneman Daniel Kahneman] ist ein einflussreicher Psychologe, der mit seinen Forschungen zur Verhaltensökonomik einen neuen Blick auf "ökonomische" Entscheidungen jenseits [[Ökonomie als Wissenschaft?|primitiver Markt- und Preismodelle]] geöffnet hat. [[Pinker Steven|Steven Pinker]] nennt ihn den wichtigsten lebenden Psychologen.
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[https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Kahneman Daniel Kahneman] ist ein einflussreicher Psychologe, der mit seinen Forschungen zur Verhaltensökonomik einen neuen Blick auf "ökonomische" Entscheidungen jenseits [[Ökonomie als Wissenschaft?|primitiver Markt- und Preismodelle]] geöffnet hat. [[Wie das Denken im Kopf entsteht|Steven Pinker]] nennt ihn den wichtigsten lebenden Psychologen.
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In seinem Buch  
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In seinem Buch "Schnelles Denken, langsames Denken" stellt er viele seiner gewonnen Kenntnisse vor. Grundthese ist dabei, dass unser Denken auf 2 Ebenen stattfindet: einer intuitiven und schnellen und einer bewussten aber langsamen.
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(Thinking, Fast and Slow. Farrar, Straus and Giroux, 2011, ISBN 978-0-374-27563-1. Auf Deutsch erschienen als: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler Verlag, 2012, [[ISBN 978-3-88680-886-1]].)
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Dabei verleitet uns die mühelos schnelle Denkebene zu einer vermeintlichen Sicherheit, die in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Tatsächlich leiden wir an vielen Stellen unter "[[kognitives Spiegelbild|kognitiven Verzerrungen]]", die uns - ähnlich optischen Täuschungen - die Wirklichkeit falsch interpretieren lassen und deshalb falsche Entscheidungen provozieren.
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Intuition oder Vernunft? - Menschliches Verhalten und das Verständnis von Wirtschaft
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Wie treffen wir unsere Entscheidungen? Warum ist Zögern ein überlebensnotwendiger Reflex, und was passiert in unserem Gehirn, wenn wir andere Menschen oder Dinge beurteilen? Daniel Kahneman, Nobelpreisträger und einer der einflussreichsten Wissenschaftler unserer Zeit, zeigt anhand ebenso nachvollziehbarer wie verblüffender Beispiele, welchen mentalen Mustern wir folgen und wie wir uns gegen verhängnisvolle Fehlentscheidungen wappnen können.
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Gute Entscheidungen erfordern - besonders bei [[Komplexität|komplexen]] Fragestellungen - ein rationales und mühsam langsames "Durchdenken", für das wir Menschen nur bedingt geschaffen sind. Wir haben die Fähigkeit - aber ihre Nutzung ist sehr anstrengend.
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Geldhändler, die ganze Bankenimperien ruinieren; Finanzmärkte, die außer Rand und Band sind; Kleinanleger, die ihr Erspartes in Aktien anlegen, ohne je den Wirtschaftsteil einer Zeitung gelesen zu haben: Wer in diesen Zeiten noch an den Homo oeconomicus als rational agierendes Wesen glaubt, dem ist nicht zu helfen.  
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Kahneman erläutert in dem Buch an vielen experimentell belegten Beispielen, wie wir uns durch unser intuitives Bauchgefühl täuschen lassen und legt Mechanismen unseres Denkens frei.  
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Daniel Kahneman liefert eine völlig andere Sichtweise, die nah am wirklichen menschlichen Verhalten orientiert ist und die Wirtschaftsakteure nicht als berechenbare Roboter betrachtet. Sein Fazit: Wir werden niemals immer und überall optimal handeln, wichtige Entscheidungen bleiben unsicher und fehleranfällig. Doch gibt es viele alltägliche Situationen, in denen wir die Qualität und die Folgen unseres Urteils entscheidend verbessern können. Ein Buch, das unser Denken verändern wird.
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Leider ist das Buch nicht frei von einer Arroganz gegenüber dem Menschlichen. Anders als Kahneman suggeriert, ist unser Versagen als "[[Der Hund der Eier legt|Statistiker]]" kein Defekt - es ist systembedingt und garnicht anders denkbar! Kein Individuum ist in der Lage, in seinem Leben ausreichend statistische Daten sammeln zu können, um relevante Aussagen daraus abzuleiten. Dies erlauben nur große, arbeitsteilige Gesellschaften mit genügend stabilen Umgebungsbedingungen, in denen statistische Untersuchungen und die Ermittlung von Wahrscheinlichkeiten überhaupt möglich sind.  
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Einzelne Menschen müssen dagegen aus minimaler Informationsbasis ein Maximum an "sicherer" Entscheidungsgrundlage ableiten: 1 überlebter Angriff eines Löwen genügt, um zukünftig vor Löwen Respekt zu haben. Ein 2. überlebter Angriff und wir werden einen Bogen um jede Gegend machen, in der ein Löwe aufgetaucht ist. Eine weitergehende Differenzierung aufgrund von aufwendigen statistischen "Löwenstudien" ist für das Individuum nicht mehr relevant.
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Wahrscheinlichkeiten mögen für viele politische und ökonomische Entscheidung wichtig sein - aber für ein Individuum haben sie nur begrenzte Aussagekraft. Der Tod eines Kindes wird nicht dadurch unbedeutend, dass seine Wahrscheinlichkeit vor dem Ereignis sehr, sehr klein war.
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Hier wird ein grundsätzlicher Qualitätssprung deutlich, der sich zwischen einer globalen, "[[Technokraten|übermenschlichen]]" Perspektive und dem individuellen Blick des Einzelnen auf die Wirklichkeit erhebt. Beide Perspektiven haben ihre Berechtigung und Relevanz - aber sie erlösen uns nicht von der Notwendigkeit, Konflikte auszutragen. Es mag aus der Perspektive des großen Statistikers sinnvoll sein, verfügbare Ressourcen für die Rettung möglichst vieler Menschen zu nutzen, auch wenn dann Einzelne untergehen müssen, weil ihre Rettung zu "teuer" wäre. Aber es wird wohl kein Individuum geben, das die Verweigerung seiner Rettung klaglos hinnehmen würde, nur weil sie zu teuer ist.
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(Thinking, Fast and Slow. Farrar, Straus and Giroux, 2011, ISBN 978-0-374-27563-1. Auf Deutsch erschienen als: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler Verlag, 2012, ISBN 978-3-88680-886-1.)
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siehe auch [https://heiup.uni-heidelberg.de/journals/index.php/hdjbo/article/view/24388 Metakognitive Kurzsichtigkeit – Hindernis für intelligentes Verhalten und Versäumnis der Evolution?]
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Klaus Fiedler (Autor/in) Florian Ermark (Autor/in) Karolin Salmen (Autor/in) 
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[[Kategorie: Literatur]][[Kategorie: Personen]]

Aktuelle Version vom 20:51, 5. Jan. 2023

Daniel Kahneman ist ein einflussreicher Psychologe, der mit seinen Forschungen zur Verhaltensökonomik einen neuen Blick auf "ökonomische" Entscheidungen jenseits primitiver Markt- und Preismodelle geöffnet hat. Steven Pinker nennt ihn den wichtigsten lebenden Psychologen.

In seinem Buch "Schnelles Denken, langsames Denken" stellt er viele seiner gewonnen Kenntnisse vor. Grundthese ist dabei, dass unser Denken auf 2 Ebenen stattfindet: einer intuitiven und schnellen und einer bewussten aber langsamen.

Dabei verleitet uns die mühelos schnelle Denkebene zu einer vermeintlichen Sicherheit, die in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Tatsächlich leiden wir an vielen Stellen unter "kognitiven Verzerrungen", die uns - ähnlich optischen Täuschungen - die Wirklichkeit falsch interpretieren lassen und deshalb falsche Entscheidungen provozieren.

Gute Entscheidungen erfordern - besonders bei komplexen Fragestellungen - ein rationales und mühsam langsames "Durchdenken", für das wir Menschen nur bedingt geschaffen sind. Wir haben die Fähigkeit - aber ihre Nutzung ist sehr anstrengend.

Kahneman erläutert in dem Buch an vielen experimentell belegten Beispielen, wie wir uns durch unser intuitives Bauchgefühl täuschen lassen und legt Mechanismen unseres Denkens frei.

Leider ist das Buch nicht frei von einer Arroganz gegenüber dem Menschlichen. Anders als Kahneman suggeriert, ist unser Versagen als "Statistiker" kein Defekt - es ist systembedingt und garnicht anders denkbar! Kein Individuum ist in der Lage, in seinem Leben ausreichend statistische Daten sammeln zu können, um relevante Aussagen daraus abzuleiten. Dies erlauben nur große, arbeitsteilige Gesellschaften mit genügend stabilen Umgebungsbedingungen, in denen statistische Untersuchungen und die Ermittlung von Wahrscheinlichkeiten überhaupt möglich sind.

Einzelne Menschen müssen dagegen aus minimaler Informationsbasis ein Maximum an "sicherer" Entscheidungsgrundlage ableiten: 1 überlebter Angriff eines Löwen genügt, um zukünftig vor Löwen Respekt zu haben. Ein 2. überlebter Angriff und wir werden einen Bogen um jede Gegend machen, in der ein Löwe aufgetaucht ist. Eine weitergehende Differenzierung aufgrund von aufwendigen statistischen "Löwenstudien" ist für das Individuum nicht mehr relevant. Wahrscheinlichkeiten mögen für viele politische und ökonomische Entscheidung wichtig sein - aber für ein Individuum haben sie nur begrenzte Aussagekraft. Der Tod eines Kindes wird nicht dadurch unbedeutend, dass seine Wahrscheinlichkeit vor dem Ereignis sehr, sehr klein war.

Hier wird ein grundsätzlicher Qualitätssprung deutlich, der sich zwischen einer globalen, "übermenschlichen" Perspektive und dem individuellen Blick des Einzelnen auf die Wirklichkeit erhebt. Beide Perspektiven haben ihre Berechtigung und Relevanz - aber sie erlösen uns nicht von der Notwendigkeit, Konflikte auszutragen. Es mag aus der Perspektive des großen Statistikers sinnvoll sein, verfügbare Ressourcen für die Rettung möglichst vieler Menschen zu nutzen, auch wenn dann Einzelne untergehen müssen, weil ihre Rettung zu "teuer" wäre. Aber es wird wohl kein Individuum geben, das die Verweigerung seiner Rettung klaglos hinnehmen würde, nur weil sie zu teuer ist.


(Thinking, Fast and Slow. Farrar, Straus and Giroux, 2011, ISBN 978-0-374-27563-1. Auf Deutsch erschienen als: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler Verlag, 2012, ISBN 978-3-88680-886-1.)

siehe auch Metakognitive Kurzsichtigkeit – Hindernis für intelligentes Verhalten und Versäumnis der Evolution?

Klaus Fiedler (Autor/in) Florian Ermark (Autor/in) Karolin Salmen (Autor/in) 

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