Wissenschaft und Aufklärung
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- | Mit der Beobachtung der Wirklichkeit gewinnen wir erste Erkenntnisse über sie. Doch | + | Mit der Beobachtung der Wirklichkeit gewinnen wir erste Erkenntnisse über sie. Doch unsere Beobachtung ist immer eingeschränkt durch die verfügbaren Sinne, Sensoren und Messgeräte. Manche Dinge sind zu groß, zu weit weg, zu klein, zu heiß oder zu weiß was noch, um von uns mit der notwendigen Genauigkeit beobachtet zu werden. Aber diese Grenze der Wahrnehmung ist nie statisch. Schon die Natur hat immer feinere Wahrnehmungsorgane geschaffen, um die Wirklichkeit zu erschließen. Der Mensch hat diesen Werkzeugkasten durch unzählige Instrumente und Geräte verfeinert und wird ihn auch in Zukunft weiter verfeinern. Dabei werden wir immern neue Bereiche erschließen und damit auch neue Erkenntnisse gewinnen. |
Das bedeutet aber nicht, dass die Beobachtungen, die wir heute machen falsch sind - es bedeutet nur, dass es Strukturen und Effekte gibt die wir noch nicht wahrnehmen können. Die Relativitätstheorie Einsteins hat die physikalischen Gesetze Newtons nicht über den Haufen geworfen. Er hat nur eine Theorie entwickelt, die die neuen Beobachtungen des 20. Jahrhunderts mit denen des 17. Jahrhunderts in Einklang brachten. Äpfel fallen auch nach Einstein noch von den Bäumen herab. | Das bedeutet aber nicht, dass die Beobachtungen, die wir heute machen falsch sind - es bedeutet nur, dass es Strukturen und Effekte gibt die wir noch nicht wahrnehmen können. Die Relativitätstheorie Einsteins hat die physikalischen Gesetze Newtons nicht über den Haufen geworfen. Er hat nur eine Theorie entwickelt, die die neuen Beobachtungen des 20. Jahrhunderts mit denen des 17. Jahrhunderts in Einklang brachten. Äpfel fallen auch nach Einstein noch von den Bäumen herab. |
Version vom 18:09, 2. Dez. 2017
Wissenschaft wird als einer der Grundpfeiler unserer modernen Gesellschaften angesehen. Trotzdem ist das Bild von "Wissenschaft" keineswegs klar und für alle Menschen eindeutig. Daran ist die Wissenschaft selbst nicht unbeteiligt, da ihre Vertreter aus vielerlei unwissenschaftlichen Gründen das Bild schönen, verzerren oder stark vereinfachen. Persönlicher Ehrgeiz, die Notwendigkeit Geld für Forschung zu akquirieren, Neid oder einfach nur Dummheit - es gibt viele Ursachen für ein schräges Wissenschaftsverständnis.
Besonders Laien aber auch Journalisten oder Wissenschaftler aus anderen Bereichen sind nur selten in der Lage, wissenschaftliche Aussagen zu bewerten. Wie sind sie entstanden? Welche Gründe sprechen für ihre Glaubwürdigkeit? Wie sind mögliche Einwände zu bewerten? Wie belastbar sind sie?
Immer wieder verschwimmen Wissen und Glauben, Wahrheit und Plausibilität. Je komplexer die Forschungsgegenstände werden, umso schwieriger wird es, Klarheit zu gewinnen.
Dabei gibt es 4 wesentliche Werkzeuge der Wissenschaft, die wir beachten müssen, um ihre Darstellungen zu bewerten. Es hängt vom Einsatz dieser Werkzeuge ab, ob Wissenschaft der Aufklärung dient oder als Nebelmaschine arbeitet.
Inhaltsverzeichnis |
Beobachten
Mit der Beobachtung der Wirklichkeit gewinnen wir erste Erkenntnisse über sie. Doch unsere Beobachtung ist immer eingeschränkt durch die verfügbaren Sinne, Sensoren und Messgeräte. Manche Dinge sind zu groß, zu weit weg, zu klein, zu heiß oder zu weiß was noch, um von uns mit der notwendigen Genauigkeit beobachtet zu werden. Aber diese Grenze der Wahrnehmung ist nie statisch. Schon die Natur hat immer feinere Wahrnehmungsorgane geschaffen, um die Wirklichkeit zu erschließen. Der Mensch hat diesen Werkzeugkasten durch unzählige Instrumente und Geräte verfeinert und wird ihn auch in Zukunft weiter verfeinern. Dabei werden wir immern neue Bereiche erschließen und damit auch neue Erkenntnisse gewinnen.
Das bedeutet aber nicht, dass die Beobachtungen, die wir heute machen falsch sind - es bedeutet nur, dass es Strukturen und Effekte gibt die wir noch nicht wahrnehmen können. Die Relativitätstheorie Einsteins hat die physikalischen Gesetze Newtons nicht über den Haufen geworfen. Er hat nur eine Theorie entwickelt, die die neuen Beobachtungen des 20. Jahrhunderts mit denen des 17. Jahrhunderts in Einklang brachten. Äpfel fallen auch nach Einstein noch von den Bäumen herab.
Schließen
Alle höheren Lebewesen auf diesem Planeten verfügen über die kognitive Fähigkeit, Verbindungen zwischen zwei Ereignissen in Form einer Wirkungskette (wenn - dann) herzustellen. Sie stellen einen "logischen" Schluss zwischen 2 Ereignissen. Menschen verfügen sogar über die Fähigkeit, deutliche mehr Ereignisse (ca. 7) in Beziehung zu setzen. Mit dieser Fähigkeit sind wir in der Lage, komplexe logische Konstruktionen zu bauen. Doch diese tragen nur so gut wie ihr Fundament, die unmittelbare Beobachtung der Wirklichkeit. Enthält diese Fehler, bricht die gesamte Konstruktion zusammen.
Wenn die Sonne im Osten auf und im Westen untergeht, liegt es nahe anzunehmen, die Sonne kreise um die Erde. So galt es deshalb auch lange Zeit. Erst mit der Möglichkeit, mit Fernglas und Mathematik die himmlischen Strukturen immer weiter aufzulösen, gelangte man zu neuen Beobachtungen, die mit der alten in Widerspruch standen. Doch durch eine neue logische Konstruktion konnte dieser Widerspruch aufgelöst werden. Voraussetzung war jetzt die Annahme, die Erde dreht sich um sich selbst und um die Sonne - aber ein Jahr war immer noch ein Jahr und ein Tag immer noch ein Tag.
Deshalb glauben viele, auch jede andere wissenschaftliche Behauptung könnte füher oder später über den Haufen geworfen werden. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Die Newtonschen Reglen gelten auch nach Einstein - nur nicht mehr auf allen Ebenen der physikalischen Wirklichkeit.
Streit entsteht immer dann, wenn Beobachtungen in Zweifel gezogen werden können, weil sie zu selten vorkommen oder mit vielen komplexen Ereignissen einhergehen. Sie erlauben keine sichere Basis für tragfähige logische Strukturen. Die wenigen Börsencrashs des 20. Jahrhunderts reichen einfach nicht, um daraus ökonomische "Gesetze" abzuleiten. Die beobachteten "Heileffekte " durch homöopathische Medikamente sind zu diffus, um daraus neue Wirkungsketten abzuleiten, die nicht mit anderen Beobachtungen in Widerspruch stehen.
Ab und an hilft hier die Mathematik oder Logik - man ersetzt fehlende Beobachtungen durch mathematische oder logische Strukturen, die die Lücke so füllen, dass sich ein Ergebnis einstellt, dass mit den tatsächlichen Beobachtungen in Einklang steht. Manchmal ist es aber keine Logik sondern "Plausibilität" - es fühlt sich logisch an, ist es aber nicht.
Experimentieren
Dann hilft, nur, noch genauer hinzusehen - oder gezielt auszuprobieren. Das Experiment ist die erweiterte Form der Beobachtung. Man schafft eine künstliche Situation, in dem ein konkreter Effekt beobachtet, aufgezeichnet oder vermessen werden kann. Die Idee des Experiments ist einer der Kernelemente der Wissenschaft. Aber auch das Experiment hat seine Tücken. Es vereinfacht, blendet aus und vernachlässigt. Manchmal fällt das Wesentliche unter den Experimentiertisch.
Seit beginn des 20. Jahrhunderts wurden unzählige Experimente an Menschenaffen gemacht, um deren kognitive Fähigkeiten zu erforschen. Sie wurden traktiert und gequält. Aber nur wenige der Experimente sagen tatsächlich etwas über die Fähigkeiten aus. Denn ein Labor ist kein Urwald und Menschaffen haben sich im Laufe der Evolution nicht an die Laborbedingungen angepasst, sondern an den Urwald.
Erst als sich Forscher die Mühe machten, die Tiere über Jahre in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten, erkannte man ihre wirklichen Fähigkeiten. Orang Utans nutzen Pflanzen als Medikamente, Schimpansen führten Kriege, benutzten Werkzeuge oder adoptierten Waisenkinder. All das wäre im Laborexperiment nicht beobachtbar gewesen.
Ähnliche Probleme ergeben sich bei Experimenten mit Menschen. IQ-Tests messen zwar irgendetwas und lassen sich statistisch auswerten. Aber was sie tatsächlcih aussagen, wissen wir auch heute immer noch nicht.
Zweifeln
Der Zweifel ist der entscheidende Kern guter Wissenschaft. Denn Wissenschaft weiß um die Vorläufigkeit des vermeintlichen Wissens. Nie sind wir sicher, ob unsere Beobachtung korrekt oder vollständig sind, ob nichts übersehen wurde oder ein unbeobachteter Effekt alle Theorien zu Fall bringen kann. Deshalb wird jede These, jede Theorie immer wieder überprüft. Besonders wenn wir durch neue Techniken weiter sehen oder tiefer blicken können, müssen wir die neuen Informationen in die Bestehenden Theorien einfügen. Gelingt dies nicht, stehen all die Theorien und die vermeintlichen Wahrheiten auf dem Prüfstand.
Erzählen
Am Ende allen Forschens steht das Erzählen. Die Entdeckung muss unter die Menschheit gebracht werden. Schon früh stellte man dabei fest, dass die Erzählung von wissenschaftlichen Wahrheiten nicht trivial ist. Erzähler und Zuhörer entwickeln manchmal ein unterschiedliches Verständnis. Erzählungen sind interpretierbar, wandelbar und missverständlich. Das behindert aber die Weitergabe von unumstößlichem Wissen. Deshalb wurden sehr schnell neutrale Symbole, neue Begriffe und Wortkataloge entwickelt, die ein vermeintlich eindeutiges Sprechen über die Wissenschaft erlaubt. Allen voran die Mathematik gilt als die Sprache der Wissenschaft. Leider ist auch sie inzwischen so kompliziet geworden, dass sie vom Durchschnittsmenschen nicht mehr verstanden werden kann - oder wissen Sie, wie man den Eigenwert einer komplexen Matrix bestimmt?
Darüber hinaus erlaubt sie nur die Erzählung von exakten Zusammenhängen. Das diffuse im Lebendigen, in sozialen Gemeinschaften und in der Ökonomie erschließt sich nur begrenzt durch Mathematik. Deshalb wird hier nach wie vor in Prosa erzählt - manchmal in einer bizarren Fachsprache, die nur den Eingeweihten offen steht. Und schon befinden wir uns wieder in dem rutschigen Terrain von Ideologien und Glaubensrichtungen.