Faschismus-Maschine
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Schaut man sich unsere Geschichte näher an, so erstaunt es, dass die Zeit des Faschismus in Europa in eine Zeit der technischen und kulturellen Hochleistungen fällt. Physik, Chemie, Medizin, Massenmedien und auch Malerei, Literatur und Tanz machten in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg riesige Entwicklungssprünge. Gleichzeitig entstand eine aus heutiger Sicht bizarre Vorstellung von Gesellschaft: der Faschismus. | Schaut man sich unsere Geschichte näher an, so erstaunt es, dass die Zeit des Faschismus in Europa in eine Zeit der technischen und kulturellen Hochleistungen fällt. Physik, Chemie, Medizin, Massenmedien und auch Malerei, Literatur und Tanz machten in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg riesige Entwicklungssprünge. Gleichzeitig entstand eine aus heutiger Sicht bizarre Vorstellung von Gesellschaft: der Faschismus. | ||
- | Technischer und kultureller [[Fortschritt]] schützt also definitiv nicht vor [[Wissenschaft und Barbarei - ein Protokoll|Barbarei und Dummheit]]. Möglicherweise war der technisch-wissenschaftliche Fortschritt sogar Grundlage und Auslöser der faschistischen Weltvorstellung. Keine Ideologie hat die Vorstellung einer Gesellschaft als "Maschine" so konsequent verfolgt wie der Faschismus. Im Faschismus ist der einzelne Nichts - der Staat Alles! Wie das Teil einer Maschine hat der Einzelne eine genau definierte Funktion zu übernehmen. Die [[Plan und Zufall|Planbarkeit]] der Gesellschaft war im technisch-wissenschaftlichen Establishment der damaligen Zeit kaum umstritten. Rassenkunde und Eugenik wurden nicht nur in Deutschland betrieben. Unternehmen hatten sich im 1. Weltkrieg zu Industriegiganten entwickelt und alles schien machbar: ein Tunnel durch den Atlantik, ein [http://www.nextroom.at/publication_article.php?publication_id=10814&article_id=26969 Staudamm zwischen Gibraltar und Marokko], die Eroberung des Weltalls oder der "neue" Mensch. Man glaubte an die [[der determinierte Mensch|deterministische]] Formbarkeit der [[Edward Bernays|Massen]] und die Erziehung zum "neuen" Menschen war vermeintliche Tatsache. Und selbst konkurrierende Ideologien wie der Kommunismus oder Sozialismus stellten diese Glaubenssätze nicht in Frage, sondern bauten sie auf ihre eigene bizarre Weise in ihr Gesellschaftskonzept ein. | + | Technischer und kultureller [[Fortschritt]] schützt also definitiv nicht vor [[Wissenschaft und Barbarei - ein Protokoll|Barbarei und Dummheit]]. Möglicherweise war der technisch-wissenschaftliche Fortschritt sogar Grundlage und Auslöser der faschistischen Weltvorstellung. Keine Ideologie hat die Vorstellung einer Gesellschaft als "Maschine" so konsequent verfolgt wie der Faschismus. Im Faschismus ist der einzelne Nichts - der Staat und das "Volk" Alles! Wie das Teil einer Maschine hat der Einzelne eine genau definierte Funktion zu übernehmen. Die [[Plan und Zufall|Planbarkeit]] der Gesellschaft war im technisch-wissenschaftlichen Establishment der damaligen Zeit kaum umstritten. Rassenkunde und Eugenik wurden nicht nur in Deutschland betrieben. Unternehmen hatten sich im 1. Weltkrieg zu Industriegiganten entwickelt und alles schien machbar: ein Tunnel durch den Atlantik, ein [http://www.nextroom.at/publication_article.php?publication_id=10814&article_id=26969 Staudamm zwischen Gibraltar und Marokko], die Eroberung des Weltalls oder der "neue" Mensch. Man glaubte an die [[der determinierte Mensch|deterministische]] Formbarkeit der [[Edward Bernays|Massen]] und die Erziehung zum "neuen" Menschen war vermeintliche Tatsache. Und selbst konkurrierende Ideologien wie der Kommunismus oder Sozialismus stellten diese Glaubenssätze nicht in Frage, sondern bauten sie auf ihre eigene bizarre Weise in ihr Gesellschaftskonzept ein. |
Faschismus fällt in die Zeit der Entstehung der [[Vom Großen und Kleinen|Großindustrie]] und der ersten wissenschaftlichen Großprojekte und ist Zeichen der [[Fülle und Maßlosigkeit|maßlosen]] Selbstüberschätzung von [[Gestatten: Elite|gesellschaftlichen Eliten]] ohne die das Projekt "Faschismus" nicht realisierbar gewesen wäre. | Faschismus fällt in die Zeit der Entstehung der [[Vom Großen und Kleinen|Großindustrie]] und der ersten wissenschaftlichen Großprojekte und ist Zeichen der [[Fülle und Maßlosigkeit|maßlosen]] Selbstüberschätzung von [[Gestatten: Elite|gesellschaftlichen Eliten]] ohne die das Projekt "Faschismus" nicht realisierbar gewesen wäre. | ||
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Das Jahr 2016 war bezüglich meines Vertrauens in die Entwicklungsfähigkeit des Menschen sehr ernüchternd. In vielen Ländern rund um den Erdball wählen Menschen aus freien Stücken [[Despoten und Idioten|unmögliche Hardliner]] als neue Lichtgestalten: Russland, Türkei, Philippinen, Ungarn, Polen, Syrien, USA. Brasilien... | Das Jahr 2016 war bezüglich meines Vertrauens in die Entwicklungsfähigkeit des Menschen sehr ernüchternd. In vielen Ländern rund um den Erdball wählen Menschen aus freien Stücken [[Despoten und Idioten|unmögliche Hardliner]] als neue Lichtgestalten: Russland, Türkei, Philippinen, Ungarn, Polen, Syrien, USA. Brasilien... | ||
- | Die Idee der Aufklärung - die nie eine globale Idee war - befindet sich anscheinend unter massivem Druck. Man braucht viel [[Rettet uns vor den Berufsoptimisten|Optimismus]], um hier nicht zu verzweifeln. | + | Die Idee der Aufklärung - [[Bipolar Multipolar|die nie eine globale Idee war]] - befindet sich anscheinend unter massivem Druck. Man braucht viel [[Rettet uns vor den Berufsoptimisten|Optimismus]], um hier nicht zu verzweifeln. |
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- | Wie kommen Menschen dazu, in Zeiten von [[Wissen]] und angeblicher Rationalität, sich einer [[Pegida|besinnungslosen Bewegung]] getragen von [[Lexikon der Vorurteile|Ressentiments]], verletztem Stolz und [[Gutes Benehmen|Freude an Grenzüberschreitungen]] anzuschließen? | + | Wie kommen Menschen dazu, in Zeiten von [[Wissen]] und angeblicher [[Rationalität]], sich einer [[Pegida|besinnungslosen Bewegung]] getragen von [[Lexikon der Vorurteile|Ressentiments]], verletztem Stolz und [[Gutes Benehmen|Freude an Grenzüberschreitungen]] anzuschließen? |
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Aktuelle Version vom 08:07, 30. Sep. 2024
Schaut man sich unsere Geschichte näher an, so erstaunt es, dass die Zeit des Faschismus in Europa in eine Zeit der technischen und kulturellen Hochleistungen fällt. Physik, Chemie, Medizin, Massenmedien und auch Malerei, Literatur und Tanz machten in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg riesige Entwicklungssprünge. Gleichzeitig entstand eine aus heutiger Sicht bizarre Vorstellung von Gesellschaft: der Faschismus.
Technischer und kultureller Fortschritt schützt also definitiv nicht vor Barbarei und Dummheit. Möglicherweise war der technisch-wissenschaftliche Fortschritt sogar Grundlage und Auslöser der faschistischen Weltvorstellung. Keine Ideologie hat die Vorstellung einer Gesellschaft als "Maschine" so konsequent verfolgt wie der Faschismus. Im Faschismus ist der einzelne Nichts - der Staat und das "Volk" Alles! Wie das Teil einer Maschine hat der Einzelne eine genau definierte Funktion zu übernehmen. Die Planbarkeit der Gesellschaft war im technisch-wissenschaftlichen Establishment der damaligen Zeit kaum umstritten. Rassenkunde und Eugenik wurden nicht nur in Deutschland betrieben. Unternehmen hatten sich im 1. Weltkrieg zu Industriegiganten entwickelt und alles schien machbar: ein Tunnel durch den Atlantik, ein Staudamm zwischen Gibraltar und Marokko, die Eroberung des Weltalls oder der "neue" Mensch. Man glaubte an die deterministische Formbarkeit der Massen und die Erziehung zum "neuen" Menschen war vermeintliche Tatsache. Und selbst konkurrierende Ideologien wie der Kommunismus oder Sozialismus stellten diese Glaubenssätze nicht in Frage, sondern bauten sie auf ihre eigene bizarre Weise in ihr Gesellschaftskonzept ein.
Faschismus fällt in die Zeit der Entstehung der Großindustrie und der ersten wissenschaftlichen Großprojekte und ist Zeichen der maßlosen Selbstüberschätzung von gesellschaftlichen Eliten ohne die das Projekt "Faschismus" nicht realisierbar gewesen wäre.
2016 - Dummheit und kein Ende
Das Jahr 2016 war bezüglich meines Vertrauens in die Entwicklungsfähigkeit des Menschen sehr ernüchternd. In vielen Ländern rund um den Erdball wählen Menschen aus freien Stücken unmögliche Hardliner als neue Lichtgestalten: Russland, Türkei, Philippinen, Ungarn, Polen, Syrien, USA. Brasilien...
Die Idee der Aufklärung - die nie eine globale Idee war - befindet sich anscheinend unter massivem Druck. Man braucht viel Optimismus, um hier nicht zu verzweifeln.
Leben ohne Gehirn in Zeiten der Wissensgesellschaft
Wie kommen Menschen dazu, in Zeiten von Wissen und angeblicher Rationalität, sich einer besinnungslosen Bewegung getragen von Ressentiments, verletztem Stolz und Freude an Grenzüberschreitungen anzuschließen?