Verstehen Chattbots was sie schreiben?

Aus Wiki1

(Unterschied zwischen Versionen)
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Grundsätzliches)
Zeile 17: Zeile 17:
Da es keine klaren Definitionen gibt, existieren auch noch keine Bewertungs- und Vergleichskriterien für Intelligenz, Bewußtsein usw.. Die "Experten" können daher viele plausible Erzählungen generieren, haben aber keine einheitlichen Messlatten für den Vergleich unterschiedlicher Systeme. Es werden haufenweise Behauptungen zur KI aufgestellt, ohne dabei existierende intelligente Systeme einzubeziehen. In den meisten Erzählungen taucht lediglich der Mensch als "Benchmark" auf: ChatGPT kann sprachlich korrekte Antworten geben, ein Mensch kann sprachlich korrekte Antworten geben - also ist ChatGPT bald so klug wie ein Mensch! Wir brauchen nur größere Computer, größere künstliche neuronale Netze und mehr Daten.
Da es keine klaren Definitionen gibt, existieren auch noch keine Bewertungs- und Vergleichskriterien für Intelligenz, Bewußtsein usw.. Die "Experten" können daher viele plausible Erzählungen generieren, haben aber keine einheitlichen Messlatten für den Vergleich unterschiedlicher Systeme. Es werden haufenweise Behauptungen zur KI aufgestellt, ohne dabei existierende intelligente Systeme einzubeziehen. In den meisten Erzählungen taucht lediglich der Mensch als "Benchmark" auf: ChatGPT kann sprachlich korrekte Antworten geben, ein Mensch kann sprachlich korrekte Antworten geben - also ist ChatGPT bald so klug wie ein Mensch! Wir brauchen nur größere Computer, größere künstliche neuronale Netze und mehr Daten.
-
Eine belastbare [[Versuch einer Theorie der Intelligenz|Theorie zu Intelligenz und Bewusstsein]] müsste meiner Meinung nach aber auch intelligente Systeme jenseits von Computer und menschlichem Gehirn erfassen und erklären: Bakterien, Insekten, Pflanzen, Aliens. Bevor wir unsere Energie in die Plausibilisierung von "Glaubenssätzen" stecken, sollten wir Mühe und Energie dazu verwenden, eine wissenschaftlich tragfähige Theorie von Verstehen, Intelligenz und Bewusstsein zu schaffen. Wenn wir es gut machen, könnten wir des tatsächlich in 10-20 Jahren schaffen, eine wissenschaftliche Basis für zukünftige Entwicklungen zu schaffen. KI kann uns mit ihren experimentellen Möglichkeiten helfen. Aber jetzt ist es noch nicht so weit.
+
Eine belastbare [[Versuch einer Theorie der Intelligenz|Theorie zu Intelligenz und Bewusstsein]] müsste meiner Meinung nach aber auch intelligente Systeme jenseits von Computer und menschlichem Gehirn erfassen und erklären: Bakterien, Insekten, Pflanzen, Aliens. Bevor wir unsere Energie in die Plausibilisierung von "Glaubenssätzen" stecken, sollten wir Mühe und Energie dazu verwenden, eine wissenschaftlich tragfähige Theorie von Verstehen, Intelligenz und Bewusstsein zu schaffen. Wenn wir es gut machen, könnten wir es tatsächlich in 10-20 Jahren schaffen, eine wissenschaftliche Basis für zukünftige Entwicklungen zu schaffen. KI kann uns mit ihren experimentellen Möglichkeiten helfen. Aber jetzt ist es noch nicht so weit.
-
==Einschätzung des aktuellen Forschungsstand==
+
==Wo stehen wir?==
 +
Wenn über den Stand der künstlichen Intelligenz gesprochen und geschrieben wird, findet man sehr unterschiedliche Angaben:
 +
*so klug wie ein 2 jähriges Kind
 +
*so klug wie Insekten
 +
*so klug wie ...
 +
*garnicht klug
 +
 
 +
Fast immer beschränken sich die Vergleiche auf menschliche Fähigkeiten. Andere Lebensformen und Systeme werden selten in den Vergleich einbezogen, oder es wird behauptet, sie wären für einen Begriff wie z.B. "Intelligenz" nicht relevant.
 +
 
 +
Vergleiche zur Komplexität beschränken sich auf die Zahl von Neuronen oder Parameter (ChatCPT hat 175 Milliarden Parameter, der Mensch hat 80 Milliarden Neuronen - na da sind wir doch bald soweit!) oder auf die Zahl von Transistoren, Speicher, Rechengeschwindigkeiten und was man sonst so vergleichen kann.
 +
 
 +
Völlig ausgeblendet wird dabe die enorme Kaskadierung der Prozesse des Lebens. Ein mathematisches Neuron ist etwas anderes als ein biologisches Neuron und ein Gewichtungsparameter ist etwas anderes als ein Axon oder Dendriten. Um die Vorgänge in einem biologischen Gehirn zu "verstehen", genügt es nicht, neuronale Netze zu verstehen. Unterhalb dieser abstrakten neuronalen Verschaltungen finden biochemische Prozesse statt, die mindestens ebenso komplex sind. [[Intelligenz der Gene|Protein-Protein-Wirkungsnetzwerke]] steuern und regeln das Verhalten unserer Zellen sowohl im inneren der Zellen als auch im Zusammenspiel als Organe. Sie sind die unmittelbare  Verbindung unseres Körpers mit der Welt - in Form von biochemischen und physikalischen Wechselwirkungen.
 +
 
 +
Und Proteine selbst sind wiederum mehr als chemische Verbindungen. Sie bilden [[Proteinmaschinen|autonome Maschinen und technische Einrichtungen]] in unseren Zellen: Pumpen, Motoren, Ventile, Transportmaschinen die über komplexe biochemische Mechanismen orchestriert werden.
 +
 
 +
Ich stelle die These auf, dass diese Protein-Netzwerke inherente Eigenschaften aufweisen, die denen der neuronalen Netze ähneln: sie können Umgebungsparameter (Photonen, Ionen, Elektronen, Moleküle) nutzen, um sinnvolle Aktivitätsmuster zu generieren, sie können lernen und sich auf Änderungen in der Umgebung einstellen.
 +
 
 +
Die Annahme, unsere kognitiven Eigenschaften wären mit der Entdeckung und dem Verständnis von künstlichen neuronalen Netzen ausreichend beschrieben, um sie entsprechend in Computersoftware abzubilden halte ich daher für unangemessen.

Version vom 13:55, 16. Jun. 2024

Dieser Artikel befindet sich in der Entstehungsphase. Er ist unvollständig und noch nicht korrekt ausformuliert.

Anlass

Anlass für diesen Artikel ist ein YouTube-Video von Sabine Hossenfelder: I believe chatbots understand part of what they say. Let me explainin

In dem Video erläutert Sabine Hossenfelder, warum sie glaubt, dass die aktuellen Chatbots bereits über ein - wenn auch rudimentäres - Verständnis zu den Antworten verfügen, die sie liefern.

Ich schätze ihre Videos sehr, teile aber ihre Einschätzungen zur KI nicht und möchte in diesem Artikel meine Argumente aufführen, warum ich dies nicht glaube und warum ich diese Diskussion für wenig zielführend halte. Die Ideen und Gedanken finden sich auch verteilt in den Artikeln zum Thema Kategorie:Leben und Technik.

Grundsätzliches

Warum beschäftigt mich dieses Thema überhaupt? Ich interessiere mich seit den 90iger Jahren für das Thema künstliche Intelligenz. Angeregt und stark beeinflusst wurde ich durch die Bücher von Joseph Weizenbaum und seiner kritischen Haltung zur KI. Als Ingenieur interessiere ich mich für Technik und ich verfüge zumindest über ein paar naturwissenschaftliche Grundkenntnisse, um manche wissenschaftlichen Aussagen bewerten zu können - Quantenphysik gehört leider nicht dazu, das sollte aber bei diesem Thema keine Rolle spielen. Das nur zum Einstieg, um meine Haltung und meine Argumente besser einordnen zu können.

Das wissenschaftliche Feld der "künstlichen Intelligenz" ist nach meiner Einschätzung noch in einem Stadium vergleichbar der Allchemie. Viele Menschen haben viele Ideen, experimentieren und erzählen über ihre Experimente. Sie probieren und "spielen" und machen uns große Versprechungen.

Dabei entstehen beeindruckende Dinge - aber von einem Verständnis der grundlegenden Zusammenhänge sind wir weit entfernt. Es beginnt mit den verwendeten Begriffen, für die sich die Wissenschaft bis heute auf keine gemeinsamen Definitionen einigen konnte. Bewußtsein, Verstehen, Lernen, Intelligenz und Kreativität werden je nach Fachgebiet anders eingeordnet und bewertet. Mit Einzug der KI mischen jetzt auch Informatiker und Mathematiker in diesen Forschungsfeldern mit und tragen zur Zeit noch mehr zur Verwirrung als zu Klärung bei.

Da es keine klaren Definitionen gibt, existieren auch noch keine Bewertungs- und Vergleichskriterien für Intelligenz, Bewußtsein usw.. Die "Experten" können daher viele plausible Erzählungen generieren, haben aber keine einheitlichen Messlatten für den Vergleich unterschiedlicher Systeme. Es werden haufenweise Behauptungen zur KI aufgestellt, ohne dabei existierende intelligente Systeme einzubeziehen. In den meisten Erzählungen taucht lediglich der Mensch als "Benchmark" auf: ChatGPT kann sprachlich korrekte Antworten geben, ein Mensch kann sprachlich korrekte Antworten geben - also ist ChatGPT bald so klug wie ein Mensch! Wir brauchen nur größere Computer, größere künstliche neuronale Netze und mehr Daten.

Eine belastbare Theorie zu Intelligenz und Bewusstsein müsste meiner Meinung nach aber auch intelligente Systeme jenseits von Computer und menschlichem Gehirn erfassen und erklären: Bakterien, Insekten, Pflanzen, Aliens. Bevor wir unsere Energie in die Plausibilisierung von "Glaubenssätzen" stecken, sollten wir Mühe und Energie dazu verwenden, eine wissenschaftlich tragfähige Theorie von Verstehen, Intelligenz und Bewusstsein zu schaffen. Wenn wir es gut machen, könnten wir es tatsächlich in 10-20 Jahren schaffen, eine wissenschaftliche Basis für zukünftige Entwicklungen zu schaffen. KI kann uns mit ihren experimentellen Möglichkeiten helfen. Aber jetzt ist es noch nicht so weit.

Wo stehen wir?

Wenn über den Stand der künstlichen Intelligenz gesprochen und geschrieben wird, findet man sehr unterschiedliche Angaben:

  • so klug wie ein 2 jähriges Kind
  • so klug wie Insekten
  • so klug wie ...
  • garnicht klug

Fast immer beschränken sich die Vergleiche auf menschliche Fähigkeiten. Andere Lebensformen und Systeme werden selten in den Vergleich einbezogen, oder es wird behauptet, sie wären für einen Begriff wie z.B. "Intelligenz" nicht relevant.

Vergleiche zur Komplexität beschränken sich auf die Zahl von Neuronen oder Parameter (ChatCPT hat 175 Milliarden Parameter, der Mensch hat 80 Milliarden Neuronen - na da sind wir doch bald soweit!) oder auf die Zahl von Transistoren, Speicher, Rechengeschwindigkeiten und was man sonst so vergleichen kann.

Völlig ausgeblendet wird dabe die enorme Kaskadierung der Prozesse des Lebens. Ein mathematisches Neuron ist etwas anderes als ein biologisches Neuron und ein Gewichtungsparameter ist etwas anderes als ein Axon oder Dendriten. Um die Vorgänge in einem biologischen Gehirn zu "verstehen", genügt es nicht, neuronale Netze zu verstehen. Unterhalb dieser abstrakten neuronalen Verschaltungen finden biochemische Prozesse statt, die mindestens ebenso komplex sind. Protein-Protein-Wirkungsnetzwerke steuern und regeln das Verhalten unserer Zellen sowohl im inneren der Zellen als auch im Zusammenspiel als Organe. Sie sind die unmittelbare Verbindung unseres Körpers mit der Welt - in Form von biochemischen und physikalischen Wechselwirkungen.

Und Proteine selbst sind wiederum mehr als chemische Verbindungen. Sie bilden autonome Maschinen und technische Einrichtungen in unseren Zellen: Pumpen, Motoren, Ventile, Transportmaschinen die über komplexe biochemische Mechanismen orchestriert werden.

Ich stelle die These auf, dass diese Protein-Netzwerke inherente Eigenschaften aufweisen, die denen der neuronalen Netze ähneln: sie können Umgebungsparameter (Photonen, Ionen, Elektronen, Moleküle) nutzen, um sinnvolle Aktivitätsmuster zu generieren, sie können lernen und sich auf Änderungen in der Umgebung einstellen.

Die Annahme, unsere kognitiven Eigenschaften wären mit der Entdeckung und dem Verständnis von künstlichen neuronalen Netzen ausreichend beschrieben, um sie entsprechend in Computersoftware abzubilden halte ich daher für unangemessen.

Persönliche Werkzeuge