Wahn der Experten

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Die Corona-Pandemie und der Umgang der politischen Elite mit ihr, offenbaren eine neue Facette unserer modernen, hoch technisierten Gesellschaftssysteme. Da wir vermeintlich das Verhalten dieser Systeme wissenschaftlich exakt durch Statistik, mathematische Modelle und Algorithmen beschreiben können, scheint jeder Disput über politische Entscheidungen zum Schutz dieser Systeme obsolet. Wissenschaftler berechnen mit ihren Modellen mathematisch exakte Todeszahlen und reichen sie an die Politik weiter. Mahnend verkünden sie die Notwendigkeit strikter Maßnahmen, sonst sterben Menschen und gerät unser Gesundheitssystem an seine Grenzen.

Aber statistische Tote sind etwas anderes als umittelbare Tote. Bis zum Sterben selbst ist die Sterbewahrscheinlichkeit von 1:1000 abstrakt und unwirklich. Im Moment des Sterbens wechselt die Wahrscheinlichkeit für den Sterbenden schlagartig auf 100% – während sie für 999 auf 0 sinkt. Wieviel Freiheit ist die Senkung der Wahrscheinlichkeit vor dem Sterben auf 1:2000 wert? Diese Frage kann kein Wissenschaftler beantworten. Und deshalb darf diese Antwort auch nicht in die Verantwortung von Wissenschaftlern fallen, sondern muss durch eine Gesellschaft in einem offenen Disput erörtert werden.

Die Anmaßung von Wissenschaftlern, manchem Journalisten und vielen Politikern, tief in unser Leben einzugreifen, Menschen einzusperren, ihnen die Ausübung ihres Berufs oder ihrer Berufung zu verbieten ist vielleicht in einer akuten, zeitlich begrenzten Katastrophe berechtigt. Aber die Corona-Pandemie hat längst diese zeitlichen und räumlichen Grenzen überschritten. Deshalb muss die Politik ihre massiven Freiheitsbeschränkungen neu rechtfertigen - nicht durch kommunikative Tricks oder parlamentarische Scheindebatte - sondern durch offenen Diskurs auf Augenhöhe mit den Bürgern. Denn die sind noch immer die eigentlichen Experten ihrer realen Leben.

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