Journalisten als Opfer des Internet?

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Tatsächlich haben Computer und moderne Medientechnik zu einer gigantischen Vervielfachung des Informationsflusses auf diesem Planeten geführt. Doch warum sollte dies schlecht sein? Schon immer war die Zahl der für den Einzelnen verfügbaren Informationen erheblich größer, als seine Fähigkeit, diese Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. All die ungelesenen Bücher, die nicht gesehenen Filme, die niemals angeschauten Bilder oder die nie gehörten Worte: Der Einzelne kann und konnte immer nur einen winzigen Teil des Ganzen erfassen - mit oder ohne professionellen Journalismus.
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Es gehört zur allgemeinen Lebensfähigkeit eines Individuums, aus der unendlichen Menge an Informationen aus seiner Umwelt die für ihn relevanten Informationen herauszufiltern. Wir nennen dies heute "Medienkompetenz". Die heutige Informationsflut ist vor allem für die "Alten" schwierig zu beherrschen. Sie haben sich in ihrem langen Leben Strategien zum Umgang mit Informationen erarbeitet, die in Zeiten des Internet und der SMS-Nachrichten immer weniger zählen. Die neuen Generationen von Lesern und Informationsnutzern müssen und werden neue Strategien entwickeln, mit der Flut umzugehen und wie immer wird es hilfreiche "Geister" geben, die ihnen dabei helfen. Ob wir sie Journalisten nennen, Blogger oder Informationsscouts: am Ende entscheidet auch hier das Vertrauen, dass wir ihrem Urteil und ihrer Arbeit entgegenbringen, über deren Erfolg. Und die Regeln, nach denen wir entscheiden, wer vertrauenswürdig ist, müssen sich erst noch entwickeln - genau wie beim guten alten Journalismus.

Version vom 12:59, 12. Feb. 2010

Anlass

Am 11.02.2010 wurden auf Arte verschiedene Beiträge zum Thema "Journalismus auf Abwegen" ausgestrahlt. Sie beschäftigen sich mit den Auswirkungen des Internets auf den modernen Journalismus. (Journalismus auf Abwegen). Dabei werden in den Beiträgen folgende Grundthesen vermittelt:

  • Der Journalismus der vergangenen Jahrzehnte war getragen von hoher Professionalität und einer Verpflichtung zur Wahrheit
  • Das Internet führt zu einer Informationsexplosion, dem Nutzer und Leser hilflos ausgeliefert sind
  • Im Internet tummeln sich gefährliche Gestalten, die falsche Informationen verbreiten und verwirren
  • Der Rolle des Journalisten wird nicht mehr die notwendige Wertschätzung entgegengebracht

Journalismus und Professionalität

In den Arte-Beiträgen kommen vorwiegend Vertreter der etablierten Presse zu Wort. Sie bescheinigen sich gegenseitig ihre hohe Professionalität und ihre Verpflichtung zur Wahrheit. Allerdings tun sie dies mit der Selbstverständlichkeit von Autoritäten, deren Worte nicht anzuzweifeln sind. Nun hat der gemeine Leser aber keine Möglichkeit, diese Behauptungen zu überprüfen. Er ist also auf sein Bauchgefühl angewiesen, wenn er entscheiden muss, welchen Informationen er vertraut. Und genau das tut er. Journalismus ist vor allen Dingen eine Sache des Vertrauens und nicht der Professionalität: oder wer würde dem "professionellen" Pressesprecher der iranischen Regierung trauen?

Natürlich kann Professionalität - wenn sie verbindlichen Regeln folgt - für Vertrauen sorgen. Aber journalistische Professionalität beinhaltet eben nicht nur "Wahrheitsliebe" sondern auch die Bedienung von Neugier und Voyeurismus. Und kann ich jemandem, der die menschliche Gier nach Voyeurismus bedient, wirklich trauen? Es gibt unzählige professionelle Presse- und Medienerzeugnisse, die sich auf die Verbreitung möglichst schriller Neuigkeiten beschränken. Worin besteht ihr Mehrwert gegenüber den unzähligen schrillen Blogs und Webseiten der Weltverbesserer, Judenhasser und Verschwörungsforscher.

Denn schließlich gibt es auch viele hervorragende Seiten im Netz, die uns einen Blick auf die Welt verschaffen, den uns keine Zeitung oder Fernsehsendung bieten kann (Gute Seiten - Schlechte Seiten). Niemand hindert Journalisten daran, im Internet gut recherchierte und geschriebene Informationen zu verbreiten. Im Gegenteil: der finanzielle Aufwand zur Verbreitung von Informationen war noch nie so niedrig wie heute. Für eine Web-Site braucht es weder Druckkosten noch Vertrieb. Es braucht nur Ideen, gute Journalisten, Grafiker und Photografen.

Die moderne Medienwelt - und besonders das Internet - mögen den "professionellen" Journalismus alter Schule verändern. Aber sie schaffen auch einen neuen "professionellen" Leser. Leser, die selbst in der Lage sind, Informationen zu bewerten, weiter zu forschen und Hintergründe zusammen zu tragen, denn das Internet bietet ihnen diese Möglichkeit.


Informationsexplosion

Tatsächlich haben Computer und moderne Medientechnik zu einer gigantischen Vervielfachung des Informationsflusses auf diesem Planeten geführt. Doch warum sollte dies schlecht sein? Schon immer war die Zahl der für den Einzelnen verfügbaren Informationen erheblich größer, als seine Fähigkeit, diese Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. All die ungelesenen Bücher, die nicht gesehenen Filme, die niemals angeschauten Bilder oder die nie gehörten Worte: Der Einzelne kann und konnte immer nur einen winzigen Teil des Ganzen erfassen - mit oder ohne professionellen Journalismus.

Es gehört zur allgemeinen Lebensfähigkeit eines Individuums, aus der unendlichen Menge an Informationen aus seiner Umwelt die für ihn relevanten Informationen herauszufiltern. Wir nennen dies heute "Medienkompetenz". Die heutige Informationsflut ist vor allem für die "Alten" schwierig zu beherrschen. Sie haben sich in ihrem langen Leben Strategien zum Umgang mit Informationen erarbeitet, die in Zeiten des Internet und der SMS-Nachrichten immer weniger zählen. Die neuen Generationen von Lesern und Informationsnutzern müssen und werden neue Strategien entwickeln, mit der Flut umzugehen und wie immer wird es hilfreiche "Geister" geben, die ihnen dabei helfen. Ob wir sie Journalisten nennen, Blogger oder Informationsscouts: am Ende entscheidet auch hier das Vertrauen, dass wir ihrem Urteil und ihrer Arbeit entgegenbringen, über deren Erfolg. Und die Regeln, nach denen wir entscheiden, wer vertrauenswürdig ist, müssen sich erst noch entwickeln - genau wie beim guten alten Journalismus.

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