Journalisten als Opfer des Internet?

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(Journalismus und Professionalität)
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Natürlich kann Professionalität - wenn sie verbindlichen Regeln folgt - für Vertrauen sorgen. Aber journalistische Professionalität beinhaltet eben nicht nur "Wahrheitsliebe" sondern auch die Bedienung von Neugier und Voyeurismus.  Und kann ich jemandem, der die menschliche Gier nach Voyeurismus bedient, wirklich trauen? Es gibt unzählige professionelle Presse- und Medienerzeugnisse, die sich auf die Verbreitung möglichst schriller Neuigkeiten beschränken. Worin besteht ihr Mehrwert gegenüber den unzähligen schrillen Blogs und Webseiten der Weltverbesserer, Judenhasser und Verschwörungsforscher.  
Natürlich kann Professionalität - wenn sie verbindlichen Regeln folgt - für Vertrauen sorgen. Aber journalistische Professionalität beinhaltet eben nicht nur "Wahrheitsliebe" sondern auch die Bedienung von Neugier und Voyeurismus.  Und kann ich jemandem, der die menschliche Gier nach Voyeurismus bedient, wirklich trauen? Es gibt unzählige professionelle Presse- und Medienerzeugnisse, die sich auf die Verbreitung möglichst schriller Neuigkeiten beschränken. Worin besteht ihr Mehrwert gegenüber den unzähligen schrillen Blogs und Webseiten der Weltverbesserer, Judenhasser und Verschwörungsforscher.  
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Denn schließlich gibt es auch viele hervorragende Seiten im Netz, die uns einen Blick auf die Welt verschaffen, den uns keine Zeitung oder Fernsehsendung bieten kann ([[Gute Seiten - schlechte Seiten]]). Niemand hindert Journalisten daran, im Internet gut recherchierte und geschriebene Informationen zu verbreiten. Im Gegenteil: der finanzielle Aufwand zur Verbreitung von Informationen war noch nie so niedrig wie heute. Für eine Web-Site braucht es weder Druckkosten noch Vertrieb. Es braucht nur Ideen, gute Journalisten, Grafiker und Photografen.
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Denn schließlich gibt es auch viele hervorragende Seiten im Netz, die uns einen Blick auf die Welt verschaffen, den uns keine Zeitung oder Fernsehsendung bieten kann ([[Gute Seiten - Schlechte Seiten]]). Niemand hindert Journalisten daran, im Internet gut recherchierte und geschriebene Informationen zu verbreiten. Im Gegenteil: der finanzielle Aufwand zur Verbreitung von Informationen war noch nie so niedrig wie heute. Für eine Web-Site braucht es weder Druckkosten noch Vertrieb. Es braucht nur Ideen, gute Journalisten, Grafiker und Photografen.
Die moderne Medienwelt - und besonders das Internet - mögen den "professionellen" Journalismus alter Schule verändern. Aber sie schaffen auch einen neuen "professionellen" Leser. Leser, die selbst in der Lage sind, Informationen zu bewerten, weiter zu forschen und Hintergründe zusammen zu tragen, denn das Internet bietet ihnen diese Möglichkeit.
Die moderne Medienwelt - und besonders das Internet - mögen den "professionellen" Journalismus alter Schule verändern. Aber sie schaffen auch einen neuen "professionellen" Leser. Leser, die selbst in der Lage sind, Informationen zu bewerten, weiter zu forschen und Hintergründe zusammen zu tragen, denn das Internet bietet ihnen diese Möglichkeit.

Version vom 12:47, 12. Feb. 2010

Anlass

Am 11.02.2010 wurden auf Arte verschiedene Beiträge zum Thema "Journalismus auf Abwegen" ausgestrahlt. Sie beschäftigen sich mit den Auswirkungen des Internets auf den modernen Journalismus. (Journalismus auf Abwegen). Dabei werden in den Beiträgen folgende Grundthesen vermittelt:

  • Der Journalismus der vergangenen Jahrzehnte war getragen von hoher Professionalität und einer Verpflichtung zur Wahrheit
  • Das Internet führt zu einer Informationsexplosion, dem Nutzer und Leser hilflos ausgeliefert sind
  • Im Internet tummeln sich gefährliche Gestalten, die falsche Informationen verbreiten und verwirren
  • Der Rolle des Journalisten wird nicht mehr die notwendige Wertschätzung entgegengebracht

Journalismus und Professionalität

In den Arte-Beiträgen kommen vorwiegend Vertreter der etablierten Presse zu Wort. Sie bescheinigen sich gegenseitig ihre hohe Professionalität und ihre Verpflichtung zur Wahrheit. Allerdings tun sie dies mit der Selbstverständlichkeit von Autoritäten, deren Worte nicht anzuzweifeln sind. Nun hat der gemeine Leser aber keine Möglichkeit, diese Behauptungen zu überprüfen. Er ist also auf sein Bauchgefühl angewiesen, wenn er entscheiden muss, welchen Informationen er vertraut. Und genau das tut er. Journalismus ist vor allen Dingen eine Sache des Vertrauens und nicht der Professionalität: oder wer würde dem "professionellen" Pressesprecher der iranischen Regierung trauen?

Natürlich kann Professionalität - wenn sie verbindlichen Regeln folgt - für Vertrauen sorgen. Aber journalistische Professionalität beinhaltet eben nicht nur "Wahrheitsliebe" sondern auch die Bedienung von Neugier und Voyeurismus. Und kann ich jemandem, der die menschliche Gier nach Voyeurismus bedient, wirklich trauen? Es gibt unzählige professionelle Presse- und Medienerzeugnisse, die sich auf die Verbreitung möglichst schriller Neuigkeiten beschränken. Worin besteht ihr Mehrwert gegenüber den unzähligen schrillen Blogs und Webseiten der Weltverbesserer, Judenhasser und Verschwörungsforscher.

Denn schließlich gibt es auch viele hervorragende Seiten im Netz, die uns einen Blick auf die Welt verschaffen, den uns keine Zeitung oder Fernsehsendung bieten kann (Gute Seiten - Schlechte Seiten). Niemand hindert Journalisten daran, im Internet gut recherchierte und geschriebene Informationen zu verbreiten. Im Gegenteil: der finanzielle Aufwand zur Verbreitung von Informationen war noch nie so niedrig wie heute. Für eine Web-Site braucht es weder Druckkosten noch Vertrieb. Es braucht nur Ideen, gute Journalisten, Grafiker und Photografen.

Die moderne Medienwelt - und besonders das Internet - mögen den "professionellen" Journalismus alter Schule verändern. Aber sie schaffen auch einen neuen "professionellen" Leser. Leser, die selbst in der Lage sind, Informationen zu bewerten, weiter zu forschen und Hintergründe zusammen zu tragen, denn das Internet bietet ihnen diese Möglichkeit.


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