Gleichheit, Wettbewerb, Kollaboration

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In unseren modernen Industriegesellschaften wird von Vielen die Ansicht vertreten, dass Gleichheit eine unrealistische Utopie, Wettbewerb dagegen eine Grundlage erfolgreicher Gesellschaften sei. Nach welchen Regeln ein solcher Wettbewerb in einer arbeitsteiligen Gesellschaft gestaltet werden muss, um die für die Arbeitsteilung notwendige Strukturen nicht zu zerstören, ist dabei keineswegs klar.

Schaut man sich komplexe Strukturen in der Natur an - z.B. alle höheren, vielzelligen Lebewesen - so sind dort alle drei Prinzipien vorhanden:

Inhaltsverzeichnis

Gleichheit

Die Bildung des Organismus aus einer einzigen Zelle führt zunächst zu einem Zellgebilde von vielen gleichen Zellen. Alle diese Zellen (Stammzellen) besitzen die gleichen genetischen Informationen und können sich zu jeder beliebigen Körperzelle entwickeln. Es besteht absolute "Chancengleichheit".

Wettbewerb

Die Differenzierung erfolgt dann erst in vielen aufeinander aufbauenden Phasen. Die Steuerung der Phasen erfolgt nicht durch einen Plan. Alle Zellen durchlaufen zunächst gleiche Schritte. Hat eine Zelle als erste einen bestimmten Zustand erreicht, beeinflusst dies die weitere Entwicklung ihrer Nachbarn.

Erst in diesen Phasen findet ein "Wettbewerb" statt, da sich erst hier eine aus der zukünftigen Struktur notwendige Begrenzung ergibt. Nicht alle Zellen können Nervenzellen, Muskelzellen oder Knochenzellen werden. Sobald sich eine Struktur herausgebildet hat, wird das weitere Wachstum limitiert, damit eine Hand eine Hand bleibt und ein Auge ein Auge. In dieser Phase wird aussortiert: Die Nervenzellen, die als erste den Muskel erreichen bleiben - alle anderen bilden sich zurück.

Kollaboration

Sind alle Strukturen ausgebildet, wird der Wettbewerb wieder unterdrückt. Jetzt muss das gesamte System des Organismus zusammenarbeiten (kollaborieren), ohne sich gegenseitig zu schädigen. Ein ungebremster Wettbewerb der Zellen und Organe würde zur Zerstörung des Systems führen. Krebs ist ein Beispiel für einen solch ungebremsten Wettbewerb.


Gilt das auch für Gesellschaften?

Auf menschliche Organisationen bezogen könnte man folgende Analogie ziehen:

In der Startphase einer Organisation sind alle Mitglieder gleichberechtigt. Untereinander handeln sie Rollen und Verantwortlichkeiten aus.

In den folgenden Entwicklungsphasen bilden sich daraus unterschiedliche Verantwortungsbereiche mit komplexen inneren Strukturen (Abteilungen, Organisationseinheiten)

Wenn dieses System ausgebildet und funktionsfähig ist, kann die Organisation als ganzes handeln. Wie erfolgreich sie dabei ist, hängt von ihren Strukturen und deren Zusammenarbeit ab. Diese Strukturen nachträglich zu verändern ist - wie bei einem komplexen biologischen Organismus - kaum möglich ... aller Change-Ideologien zum trotz.

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