Frankenstein und Bildtelefon

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Mit Beginn der Industrialisierung Europas und dem unübersehbaren Fortschritt der Wissenschaft seit dem 19. Jahrhundert wurde und wird die Menschheit von immer neuen technologischen Visionen heimgesucht. Als Luigi Galvani zum Ende des 18. Jahrhunderts die Wirkung von Elektrizität auf einen biologischen Organismus entdeckte, dauerte es nicht lange und man glaubte die "Essenz" des Lebens gefunden zu haben. Wenn man einem toten Froschbein mittels elektrischer Spannung eine Bewegung entlocken konnte, was war dann bei einem Menschen möglich. Es gab einige "Forscher", die diese Experimente durchführten - teilweise mit großer Öffentlichkeitswirkung. Leichen wurden Elektroden in alle denkbaren Körperöffungen gesteckt um ihnen ein Lächeln, ein Zucken der Arme und Beine zu entlocken.

Und weil das so gut funktionierte, fabulierte man schnell von der Möglichkeit, Tote zum Leben zu erwecken. Der Mythos von "Frankenstein" war geboren und musste nur noch in eine öffentlichketswirksame Form gebracht werden. Das übernahm Mary Shelley.

Heute wissen wir, dass die Visionen vom wiederbelebten Toten Illusionen waren. Sie waren möglich, weil die Menschen zwar etwas, aber nicht genug wussten - sie das aber nicht am Phantasieren hinderte. Unser Gehirn ist sehr gut darin, auf der Grundlage weniger Informationen ganze Geschichten, große Bilder und gewaltige Visionen jenseits der Wahrheit und der realen Möglichkeiten zu erschaffen. Unzählige Computerspiele mit ihren so verblüffend "echt" wirkenden Scheinwelten zeugen davon.

Im Mittelalter war das Wissen um Hexen, Teufel und Zauberei selbstverständlich. Heute glauben wir an Marskolonien, Nanoroboter, künstliche Intelligenz, Wurmlöcher, Zeitmaschinen und anderes Zauberwerk.

In der Geschichte der Technik gibt es eine Menge Rohrkrepierer, die zwar früh in Science Fiction Romanen ausgedacht wurden, aber garnicht oder anders als gedacht, realisiert wurden. Das Bildtelefon war technisch möglich und wurde sogar gebaut. Zum wirklichen Einsatz kam es in seiner ersten Version aber nicht. Erst als sich mit der digitalen Revolution die Rahmenbedingungen vollkommen veränderten, wurde die Idee neu und besser umgesetzt.


Deshalb sollte man technischen Visionen mit Skepsis begegnen - um nicht unnötige Ängste, aber auch unsinnige Hoffnungen zu schüren. Nicht alles was wir denken können, lässt sich in der Wirklichkeit umsetzen. Ein guter Test für die Prüfung auf Machbarkeit ist die Beobachtung der Natur um uns herum. Alles was dort wächst, kriecht, läuft und fliegt stellt machbare Vorbilder für technische Lösungen dar. Und wenn etwas dort nicht existiert, sollte man sich die Frage stellen: "Warum nicht?"

Ein Vergleich:

TechnikNatur
NanoroboterViren, Bakterien, Einzeller
FlugzeugeVögel, Insekten
SolarzellenPflanzen
ComputerGehirne
Kernkraftwerke???
autonome Fahrzeugealle Lebewesen
Motoren???
UltraschallgeräteDelphine, Fledermäuse
???selbst reproduzierende Organismen
???selbstheilende Systeme
Persönliche Werkzeuge