Ökonomie als Wissenschaft?

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Anlass

Wir schreiben das Jahr 2008 und einige große deutsche Konzerne wollen Personal abbauen, obwohl sich ihre Gewinne bestens entwickelt haben. In Bochum schließt Nokia ein Werk um zukünftig Telefone in Rumänien zu produzieren - obwohl das Werk in Bochum produktiv war.

Die Politik reagiert darauf mit der üblichen Simulation von Betroffenheit und Handlungsbereitschaft - ohne tatsächlich irgend etwas zu begreifen. Zu einem Vorschlag - den Unternehmensvorständen die Vergütung in Form von Aktienoptionen zukünftig zu untersagen - wurde am 29.2.2008 in WDR-5 Herr Hans-Werner Sinn befragt. Der durfte (wiedereinmal) sein Dogma vom produktiven Eigennutz verkünden. Danach ist jedwede Beschränkung von Gewinnmöglichkeiten kontraproduktiv - würde doch unsere "Leistungselite" schlagartig aufhören, Ergebnisse zu erwirtschaften. Während Herr Sinn das Bedürfnis, Geld zu verdienen, als naturgesetzliche Gegebenheit darstellt, verdammt er gleichzeitig die zutiefst menschlichen Reflexe "Neid" und "Missgunst" und rät den Deutschen zu mehr Gelassenheit. Die Sprüche des Herrn Sinn machten wiedereinmal überdeutlich dass...

  • ...Ökonomen von Naturgesetzen keine Ahnung haben
  • ...Ökonomen der Astrologie näher stehen als der Astronomie
  • ...oder der Religion näher als der Wissenschaft
  • ...manche Wirtschaftsexperten allemal eitle Figuren sind
  • ...die richtigen Antworten auf die Fragen zur ökonomischen Gestaltung einer Gesellschaft nicht durch Ökonomen geliefert werden können, sondern von den Menschen erstritten werden müssen.

Bei dieser Gelegenheit 2 Anregungen für die Gestaltung von ökonomischen Rahmenbedingungen - als Voraussetzung für mehr Gelassenheit in Folge größerer Gerechtigkeit:

  1. Begrenzung der Manager-Gehälter: der Höchstverdienende eines Unternehmens darf nicht mehr erhalten als das (z.B.) 10-fache des Mindestverdienenden
  2. Alternative: Kopplung des Mindestlohns in einem Unternehmen an den Höchstlohn im gleichen Unternehmen (z.B. Mindestlohn = 1/10 des Einkommens vom Geschäftsführer)
  3. Kopplung von Untenehmenssteuer und Beschäftigten: Je mehr Lohn- und Einkommenssteuer über ein Unternehmen anfällt, umso geringer wird der Unternehmensgewinn besteuert.

...und noch mehr Anlässe

September 2008: Zwei Wirtschaftsprofessoren der TU-Chemnitz verkünden, sie hätten eindeutig und wissenschaftlich aber sowas von fundiert bewiesen, dass mann (1,70 groß, 70 kg schwer) im Jahre 2008 mit 162 € in Deutschland überleben könne! (Studie zum Herunterladen - auf den Seiten der [www.TU-chemnitz.de TU-Chemnitz] findet man sie leider nicht mehr). Eine Antwort auf die Studie kann hier herunter geladen werden: http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/080910%20Beachtung%20einer%20Studie%20der%20TU%20Chemnitz.pdf

Liebe Professoren, mit etwas Chuzpe kann man sich in Deutschland sogar ohne einen eigenen Euro über Wasser halten: einfach bei Professors einbrechen, Bude ausräumen und anschließend das Zeug verscherbeln - dann klappt's auch ohne Hartz IV.

...die letzte Glanzleistung

Wie gut die Ökonomen die "Wirtschaftsmaschine" verstehen, war ebenfalls im Jahre 2008 zu beobachten: weil die komplizierten Kreditkonstruktionen amerikanischer Banken am Ende doch nicht das gehalten haben, was sie versprochen hatten, stand das globale Finanzsystem kurz vor dem Kollaps. Vorausgesagt hat dies keiner der vielen "Experten".

Und auch Herr Professor Sinn konnte bei dieser Gelegenheit seinen Kopf nicht geschlossen halten. Nachdem Öffentlichkeit und Medien die Führungskader der Banken (und Aufsichtsgremien) als Hauptschuldige identifiziert hatten, sprang Herr Sinn den so Gescholtenen zur Seite: Die Kritik an diesen Männern verglich er mit der Schuldzuweisung an die Juden nach der Wirtschaftskrise 1929. Also: Wer - bestens bezahlt - in seinem Job versagt und dafür kritisiert wird, darf sich mit der Zustimmung des Professors in die Reihen der Opfer des Nationalsozialismus einreihen.


Zu Herr Sinn ein Kommentar in der TitancTM

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